Politik/Inland

Alte Freunde im Wahlkampf-Duell

Männerfreundschaften müssen im Wahlkampf Pause machen. Wiens SP-Bürgermeister Michael Häupl und Niederösterreichs VP-Landeschef Erwin Pröll haben sich in diesen Tagen am Telefon wenig zu sagen.

Denn beide Länderchefs sind in unterschiedlichen Missionen unterwegs. In den zwei bevölkerungsstärksten Bundesländern wird wenige Tage vor dem Urnengang mit bekannten Feindbildern kräftig Stimmung gemacht. Häupl läuft für Bundeskanzler Werner Faymann. Erwin Pröll will für Michael Spindelegger die Wende schaffen. Beide steigen in den Ring, um ihre Stammwähler zu mobilisieren. Denn weder in Wien noch in Niederösterreich befindet sich die Stimmung bereits auf dem Siedepunkt.

Eine Koalition von „Rot-Grün-Neos“ ist seit der Schlusskundgebung der Landes-ÖVP am Montagabend in Böheimkirchen der Albtraum der schwarzen Funktionäre.

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„Stoppt Rot-Grün“ und „Evassilakou“ – in Anspielung auf die Grüne Frontfrau und die Wiener Vizebürgermeisterin – sind die aktuellsten Parteislogans im Kernland der ÖVP. Damit keine Zweifel entstehen, worum es der Partei geht, hängen diese Plakate im Land, und besonders vor den Toren Wiens. Denn hier ist der Anteil der Wechselwähler traditionell hoch.

Im Wahlkampffinale der VP-NÖ werfen sich auch die Parteigranden in die Schlacht, um von einer echten Gefahr für die ÖVP zu reden. „Was Rot-Grün in Wien aufführen, spottet jeder Beschreibung“, wetterte der Landeschef. Da werde Politik gegen Pendler, Autofahrer und Unternehmen gemacht, sagte Pröll. Die Warnung vor Rot-Grünen Steuerplänen darf natürlich nicht fehlen.

Einen Ball, den der VP-Kanzlerkandidat Michael Spindelegger in seiner Heimat dankbar aufnahm. Im Stil eines Entertainers marschierte er über die Bühne, um über seine Kanzler-Pläne zu reden und vor der Koalition eines „Roten Bundeskanzlers mit einer Grünen Erziehungsberechtigten“ zu warnen.

Sogar reine Wien-Themen, wie die Pannen in der neuen Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße, strapazierte Spindelegger. „Glaubt ihr, Erwin Pröll hätte einer Madeleine Petrovic in Niederösterreich das Verkehrsressort anvertraut“, lautete sein Seitenhieb auf Häupl. Viele Parolen, die von den 3500 Funktionäre dankbar aufgenommen wurden. Denn ihr Auftrag für die kommenden Tage lautet: „Laufen, laufen, laufen.“

Häupl poltert

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Das rote Schreckgespenst hört auf den Namen Schwarz-Blau. In Wien wurde soeben die Kampagne „Wer Wien liebt, schützt es vor Schwarz Blau“ gestartet. Die SPÖ versucht so noch einmal , ihre eigenen Leute zu mobilisieren. Den Einpeitscher gibt der Wiener Bürgermeister Michael Häupl. Er warnte bei einem Pressegespräch davor, der Urne am Wahltag fern zu bleiben. „Wer am Sonntag nicht zur Wahl geht, für den kann es am Montag ein böses Erwachen geben.“ Man habe bei den TV-Konfrontationen gesehen, wie wenig einander Spindelegger und Strache attackierten. „Das war sehr freundschaftlich“, sagte Häupl. Dass die Innenministerin in der Vorwahlzeit Polizisten nach NÖ abziehe, passe genau ins Bild. „Die Wien-Feindlichkeit der ÖVP kommt jetzt zum Vorschein.“

Dass Schwarz-Blau nach aktuellen Umfragen kaum realistisch ist, irritiert Häupl nicht. Er glaubt, dass in dem Fall just Frank Stronach das Zünglein an der Waage spielen könnte.

Auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer mischt in Wien noch mit. Die Auswirkungen einer schwarz-blauen Regierung für den Arbeitsmarkt sind ihm ein Dorn im Auge: „Spindelegger spricht ständig von der Entfesselung der Wirtschaft, meint aber die Reduktion des Arbeitsschutzes.“ Unter Schwarz-Blau habe es 2000 bis 2006 eine höhere Arbeitslosigkeit gegeben als heute.

Die Frage nach dem Wiener Wahlziel beantwortete Häupl klar: „Ein Plus muss davor sein. Ein Minus mag ich nicht, außer beim Gewicht.“

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