Politik/Inland

Widerstandskämpferin Käthe Sasso (98) gestorben

In der Nacht auf Montag ist mit Käthe Sasso eine der letzten Überlebenden aus der Zeit des österreichischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus im Alter von 98 Jahren verstorben, wie die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) per Aussendung bekanntgegeben hat. Aus der Politik kamen Würdigungen für Sassos politisches Engagement und ihren jahrzehntelangen Einsatz als Zeitzeugin.

Österreich habe eine "Freiheitskämpferin und Patriotin" verloren und sie selbst eine "liebe Freundin", zeigte sich Bures betroffen über Sassos Tod. Sassos Weisheit und Stärke hätten sie tief beeindruckt, betonte Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). Viele lange Gespräche mit ihrer Freundin hätten sie motiviert, "jeden Tag für Demokratie und Freiheit einzutreten und mit allen in Kontakt zu bleiben über Parteigrenzen hinweg". SPÖ-Chef Andreas Babler nannte Sasso eine "Unbeugsame", die den Opfern des Nationalsozialismus eine Stimme gegeben habe. "Ihr Mut und ihre Haltung waren beeindruckend."

Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) betonte, das Burgenland verliere mit Sasso eine "ganz große Persönlichkeit, die uns allen ein Vorbild war und - gerade angesichts der aktuellen Ereignisse an Schauplätzen wie der Ukraine und Israel - auch weiterhin sein muss". Erst am vergangenen Freitag hatte die Theaterinitiative Burgenland mit ihrem Stück "Ich widme meine Erinnerungen den Menschen dieser Welt" Premiere gefeiert, in dem die Lebensgeschichte der Burgenlandkroatin, gemeinsam mit jener von Widerstandskämpferin Hanna Sturm, erzählt wird.

1926 im Burgenland geboren

"Als 15-jähriges Mädchen hat Käthe Sasso sehr viel Mut bewiesen und ging in den Widerstand", würdigte Christian Rapp, wissenschaftlicher Leiter im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich, die Verstorbene. Er dankte Sasso für ihr Engagement zur Erinnerung an die ermordeten Widerstandskämpferinnen und -kämpfer.

Die 1926 im Burgenland geborene und in Wien aufgewachsene Sasso hatte sich in jungen Jahren gegen das NS-Regime gestellt. Ehe sie 1944 nach Ravensbrück deportiert wurde, war sie in Gestapogefängnissen in Wien inhaftiert. Dabei wurde sie Zeugin und Leidtragende einer gnadenlosen NS-Justiz, die allein in Österreich an die 1.200 Schuldlose mit dem Fallbeil hinrichten ließ.

"Die junge Generation sensibilisieren"

Als Zeitzeugin habe sie über Jahrzehnte hinweg tausenden jungen Menschen vom Grauen des Nationalsozialismus berichtet, "um die junge Generation zu sensibilisieren und zu warnen", so Bures. Dank und der Respekt gebühre Sasso auch für ihren Einsatz für eine eigene Gedenkstätte für die hunderten Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer, die in der Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof ihre Gräber haben. "Die dort Begrabenen seien für ein freies und demokratisches Österreich gestorben, das hat uns Käthe immer wieder in Erinnerung gerufen."

2016 war Sasso für ihren Einsatz für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, Friede und Demokratie mit dem Berufstitel Professorin ausgezeichnet worden.