Van der Bellen warnt vor Überlastung der Spitäler: "Wir müssen das Steuer herumreißen"
Von Daniela Kittner
Kurz nach dem Nationalfeiertag hat sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Montagabend erneut in einer TV-Ansprache an die Bevölkerung gewandt. Anlass ist der Beginn des zweiten Corona-Lockdowns in der Nacht auf Dienstag um 00 Uhr. Der Bundespräsident richtete einen eindringlichen Appel an die Bevölkerung, sich an die Regeln zu halten.
"Überlastung bald nicht mehr abzuwenden"
"Die Lage ist ernst. Weltweit, in Europa und leider auch in unserem Land. Laut aktuellen Zahlen wurde zuletzt in Österreich alle 21 Sekunden jemand positiv auf das Corona-Virus getestet. Wenn wir nicht augenblicklich und mit vereinten Kräften gemeinsam das Steuer herumreißen, wird eine totale Überlastung der Spitäler sehr bald nicht mehr abzuwenden sein. Und kein Unternehmer wird mit Sicherheit am Abend wissen können, wer am nächsten Morgen überhaupt in die Arbeit kommen kann", warnte der Bundespräsident.
Er forderte dazu auf, Maske zu tragen, Abstand zu halten und "die von Parlament, Bundesregierung und Gesundheitsbehörden verordneten Maßnahmen" einzuhalten, "auch wenn es Ihnen schwerfällt". Es sei ja nicht für immer, aber es sei jetzt wichtig, die Ansteckungen zu unterbinden.
"Nicht alles perfekt gelaufen"
Van der Bellen räumte ein, dass "nicht alles perfekt gelaufen ist", dass es "Unmut darüber gibt, wie von den Verantwortlichen gehandelt und kommuniziert wurde".
Und die Situation sei belastend, für manche ganz besonders: "Alle, die gerade erkrankt sind. Alle, die Freunde und Angehörige verloren haben. Alle, die in Krankenhäusern, Pflege und Verwaltung an ihr Äußerstes gehen. Und auch alle, die wirtschaftlich existenziell bedroht sind. Ihnen allen möchte ich sagen: Wir werden Sie nicht zurücklassen."
Auf "die Zeit danach" vorbereiten
Van der Bellen fordert von der Politik ein, den zweiten Lockdown zu nutzen, um ein Manko auszubügeln: "Wir brauchen für die Zeit nach dem Lockdown ein wirklich funktionierendes Test- und Tracingsystem. Dieser Lockdown soll nicht nur dazu dienen, das Virus wieder unter Kontrolle zu bringen, sondern auch dazu, gemeinsam mit allen Bundesländern, Städten und Gemeinden die nötigen Schritte für die Zeit danach zu setzen."
"Momentan notweniges Übel"
Zum Schluss der Ansprache sagte Van der Bellen, im Augenblick stehen zwei Grundrechte in Konflikt miteinander, das Recht auf Freiheit und das Recht auf Gesundheit. "Beides sind elementare Rechte. Im Augenblick müssen wir einen Teil unserer individuellen Freiheit aufgeben, damit wir alle gemeinsam unsere Gesundheit schützen können. Das ist eine Zumutung für uns alle und für unsere Demokratie. Es ist ein momentan notwendiges Übel. Und es ist ein Übel, das in dem Moment wieder zu beseitigen ist, sobald wir die Gefahr für unsere Gesundheit abgewendet haben."