"Entwicklung ist schockierend": Pleitewelle wegen Corona-Hilfskrediten?

Österreichs kleine und mittelständische Unternehmen konnten während der Pandemie Überbrückungskredite bei ihrer Hausbank aufnehmen. Die staatliche Förderbank Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) stellte in Höhe der Kredite wiederum Garantien zur Verfügung. Die Betriebe konnten Kreditanträge zwischen 0,5 und 27,7 Millionen Euro stellen. 

Das machten sie beispielsweise dann, wenn Hilfszahlungen der Covid-19-Finanzierungsagentur (COFAG) zu langsam flossen oder nicht ausreichten. Mit Jahresende 2024 laufen die meisten Garantien der AWS aus, weshalb die Banken in vielen Fällen auf die Rückzahlung ausstehender Kreditsumme bestehen. Unternehmensberater Gerald Zmuegg vom Finanzombudsteam schlug deshalb bereits mehrmals Alarm und plädierte für eine Verlängerung der Garantie-Laufzeiten.

Warnung vor noch höherer Insolvenzwelle

Im Juli hat er eine telefonische Umfrage unter 978 Unternehmen durchführen lassen. Laut Zmuegg können demnach 43 Prozent der befragten Unternehmen ihre Corona-Hilfskredite voraussichtlich nicht rechtzeitig zurückzahlen. Zmuegg rechnet damit, dass bis Jahresende zehn Prozent der Kredite im Volumen von 300 Millionen Euro "ausfallgefährdet sind". 

Die aktuelle Insolvenzwelle "könnte sich damit deutlich höher aufbauen" als vom Kreditschutzverband (KSV) 1870 prognostiziert, so Zmuegg. Der KSV geht heuer von rund 6.200 Firmenpleiten aus, das Finanzombudsteam rechnet "im Worstcase" mit bis zu 10.000 Fällen.

Was der Unternehmensberater empfiehlt

Zmuegg spricht von einer "schockierenden" Entwicklung: "Bereits seit Ende 2020 weisen wir das Finanzministerium darauf hin, dass die Laufzeiten der Kredite zu kurz sind. Leider wurden unsere Warnungen nicht ernst genommen." Unternehmen, die grundsätzlich ein funktionierendes Geschäftskonzept hätten, würden in den Konkurs getrieben. Hintergrund: Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten waren von den Hilfskrediten ausgeschlossen.

Der Berater empfiehlt Betrieben mit Rückzahlungsproblemen nun, "mögliche Beratungsfehler" gegen die Hausbank und die Förderstelle zu prüfen. Betriebe könnten zudem probieren, den Kredit bei der Bank ohne Sicherheit zu verlängern oder eine Klage auf Teilabwicklung prüfen.