Politik/Inland

Studie: Stolz auf Österreich ist "chronisch", Konfliktthema Nummer Eins Migration

Gesellschaftliche Werte wie Freiheit (98%), freie Meinungsäußerung (98%), Lebensqualität (98%), Gerechtigkeit (97%), Gewaltfreiheit (95%), demokratische Werte (94%), Rechtsstaatlichkeit (93%) und die Gleichstellung von Mann und Frau (90%) sind den Österreicherinnen und Österreichern besonders wichtig.

Das geht aus zwei Befragungen von je 1.000 Personen über 16 Jahren von GfK Austria in Zusammenarbeit mit Demox Research und Rudolf Bretschneider im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) in den Jahren 2018 und 2020 hervor. Bretschneider schickt voraus, dass "ein Teil der Studie konzipiert wurde, bevor die Pandemie ausgebrochen ist".  

Die Fragestellung "Zusammenhaltung und Spaltung" sei durch populistische Strömungen bereits vor Jahren immer dringlicher und deshalb zum Gegenstand der Befragung geworden. "Zusammenhalt" wird von den Befragten unter anderem durch "Toleranz und Respekt" (20%) und "friedliches Zusammenleben" (15%) definiert. 

Zusammenhalt in der Gesellschaft in der Pandemie zugenommen

55% der Befragten geben an, dass sich "während der Dauer ihres Lebens" der Zusammenhalt in Österreich verschlechtert hat. Die Pandemie habe dazu beigetragen, dass der Zusammenhalt wieder zugenommen habe - wie 41% der Befragten angeben. Für 26% hat der Zusammenhalt "eher oder stark abgenommen". (Diese Frage bezieht sich im Wesentlichen auf die Periode zwischen März 2020 und dem Untersuchungszeitraum September 2020.)

Konflikthemen Flüchtlinge und Pflichten während der Pandemie

Als gesellschaftliche Konfliktthemen nennen die Befragten mit 95% die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen an erster Stelle. Die Zuwanderung nach Österreich rangiert mit 83% dahinter gefolgt von Pflichten und Vorschriften während der Pandemie mit 80%. Als bemerkenswert erachtet Bretschneider in diesem Zusammenhang, dass eine etwaige Impfpflicht bereits thematisiert wurde noch ehe es einen Impfstoff gab.

Als weitere strittige Themen werden die Sozialhilfe und der Umgang mit Arbeitslosen (77%) sowie die Pensionen und der Generationsvertrag (62%) genannt.

Befragt nach Anlässen von Konflikten nennen die Befragen am ehesten das Agieren "radikaler Gruppen“ sowohl aus Österreich als auch "aus dem Ausland“  (jeweils 70% „häufig Anlass für Konflikte“). Das Verhalten verschiedener Zuwanderergruppen (69%) sowie unterschiedliche religiöse (59%) und politische Ansichten (57%) zählen nach Auffassung der Befragten zu häufigen "Konflikt-Herden“ in Österreich, für 52% sind "Wutbürger/innen“ häufig Anlass für Konflikte, für 46% sind es Demonstrationen, für 12% sind es Bürgerinitiativen.

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Bretschneider: "Stolz auf Österreich zu sein, das ist chronisch"

Die Befragung "Was Österreich denkt? Einstellungen zum Thema Heimat und Zugehörigkeit" zeigt die Bedeutung des Begriffs "Heimat". Heimat sei ein enorm weitzufassender Begriff, schickt Bretschneider voraus und: "Stolz Österreicher zu sein, das ist chronisch". So geben 60% der Befragten an, dass "Heimat" ein "sehr wichtiger" Wert ist. Für 26 % ist es ein "eher wichtiger" Wert.

Danach gefragt, was einen Österreicher, eine Österreicherin ausmacht, geben 69 % an,  "Österreich als Heimat"  zu empfinden,  Werte und Gebräuche zu schätzen (61 %). Für das Gros - 74 % -  ist das Beherrschen der deutschen Sprache am wichtigsten. Nur 6 von 10 Befragten nennen die Staatsbürgerschaft als Kriterium. 

Heimatempfinden und an Werte halten wichtiger als Staatsbürgerschaft

In Österreich geboren zu sein oder österreichische Bekannte zu haben, das ist in Relation mit 40 % von geringerer Bedeutung. Zudem: Wer nach Österreich zuwandert, der soll sich laut einer großen Mehrheit der Befragten an die Werte und Gebräuche des Landes anpassen. 96 Prozent stimmen dieser Aussage "sehr“ oder "eher“ zu).

Die Sorge um die kulturelle Identität des Landes sehen 57% der Befragten als gerechtfertigt an. Migration wird als "größte Gefahr für kulturelle Identität" wahrgenommen (62 Prozent). 

Es gehe angesichts dieser Zahlen darum, "wie können Menschen ankommen, wie kann Österreich eine neue Heimat werden", so Integrationsministerin Susanne Raab. "Integration ist mehr als Sprache und Arbeitsmarkt, sondern ein Gefühl."  Eingedenk dessen will die ÖVP-Ministerin das Angebot an Wertekursen und Schulbotschaftern ausbauen und auf freiwilligen Arbeit als Mittel zur Integration aufmerksam machen. "Ehrenamtliches Engagement und Hilfsbereitschaft helfen bei der Integration“. Es gehe darum, das Heimatgefühl von "Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich zu stärken, um Parallelgesellschaften zu vermeiden".

Eine im Oktober startende Österreich-Tour soll die Idee der Ehrenamtlichen zudem in die Städte und Gemeinden bringen.