Politik/Inland

So (gut) funktioniert die Corona-Joboffensive

von Edgar Subak

Fünf Jugendliche stehen vor einer Tafel und diskutieren so heftig, als wären sie Fans von rivalisierenden Fußballvereinen. Der Inhalt der Diskussion ist aber bei Weitem nicht so banal, wie Fußball. Es geht um Flächenberechnungen unterschiedlicher geometrischer Flächen. Während die eine Seite lautstark ein Lösungsweg formuliert, widerspricht die andere. Dann betritt Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) das Klassenzimmer der Lernwerkstatt des Bildungsförderungsinstituts (BFI). Etwas Ruhe kehrt ein.

Der Arbeitsminister und die AMS-Landesgeschäftsführerin Petra Draxl besuchten Dienstagmorgen Projekte, die im Zuge der Corona-Joboffensive finanziert werden und junge Menschen ausbilden sollen. Am Arbeitsmarkt mache sich eine Erleichterung bemerkbar, sagte Kocher. Durch die Öffnungen Anfang Juli – etwa der Nachtgastronomie – sind die wöchentlichen Arbeitslosenzahlen deutlich geschrumpft.

113.00 "Profiteure"

Im Vergleich zur Vorwoche gibt es laut Ministerium rund 8.200 Arbeitslose und AMS-Schulungsteilnehmende weniger. Stand Dienstag, gab es 351.000 Arbeitslose (und Schulungsteilnehmer). Das sind 114.200 weniger als Anfang Juli 2020. Aber es sind auch 16.700 mehr als im Juli 2019, vor Pandemie-Beginn.

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Rund 700 Millionen Euro hat die türkis-grüne Regierung für die Corona-Joboffensive von 2020 bis 2022 budgetiert. Für 2021 stehen 428 Millionen zur Verfügung, 340 Millionen wurden schon zugesagt.

Bisher haben 113.000 Arbeitslose und Personen in Kurzarbeit die Qualifizierungsangebote in Anspruch genommen. 86.000 davon sind direkt durch eine AMS-Zuteilung in die Offensive eingegliedert worden. Dem Rest kam durch Fachkräfte-Stipendien oder einen Kostenersatz von Kursen eine Förderung zugute. Der Fokus der Förderkampagne liegt auf Digitalisierung. 12.500 Teilnehmer befinden sich in einer IKT-Ausbildung. Pflege wurde auch verstärkt in den Blick genommen.

"Können jedem Arbeitslosen Job anbieten"

Bisherige Ergebnisse der Offensive zeugen laut Kocher von einer positiven Entwicklung. Demnach sind 34 Prozent der Teilnehmer der Joboffensive nach drei Monaten wieder in Beschäftigung. 50 Prozent jener Teilnehmer, die im Rahmen der Offensive eine Fachkräfteausbildung begonnen oder abgeschlossen haben, haben derzeit einen Job.

„Wir können jedem Arbeitslosen einen Job oder eine Ausbildung anbieten“, sagt Petra Draxl. Beabsichtigt werde, wieder in den Vorkrisenmodus der Arbeitsvermittlung zurückzukehren. Sollte ein Arbeitssuchender einen vermittelten Job oder eine Ausbildung ablehnen, sei jedoch mit Folgen für den Betreffenden zu rechnen. „Wenn man das nicht annimmt, dann gibt es sozusagen eine Sanktion“, so die AMS-Wien-Chefin.

In einem solchen Fall wird das Arbeitslosengeld oder die Notstandshilfe gestrichen. Das galt allerdings schon vor Corona.

„Erfolg“ der Corona-Joboffensive

In der #futurefactory, ein Schulungszentrum, das im BFI stationiert ist, werden Frauen zwischen 21 und 25 Jahren, die ausschließlich einen Pflichtschulabschluss vorweisen können, auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. „Zwischen acht und 25 Wochen bleiben die jungen Damen hier. Über 50 Prozent können in dieser Zeit an Unternehmen vermittelt werden“, erklärt Jutta Waltner, Leiterin des Schulungszentrums. Ziel in dieser Zeit sei es, Interessen zu aktivieren und aufzuzeigen, welche Möglichkeiten der Arbeitsmarkt zu bieten habe. „Die Geschlechterquote unter Teilnehmenden ist hier 100 Prozent männlich“, erklärt wiederum Monika Schieber-Tilinko vom CODERS.BAY Vienna, einem weiteren Projekt. „Beabsichtigt ist das nicht. Wir wollen jedenfalls mehr um Frauen werben.“

In den Räumlichkeiten von CODERS.BAY Vienna (vom BFI), das eher an ein Start-up im Silicon Valley erinnert, werden Informatiker und Netzwerktechniker ausgebildet. Formelle Anforderungskriterien gebe es keine, so wird mitunter Schulabbrechern eine Möglichkeit gegeben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Auch hier bleiben die angehenden ITler nicht lange, bevor sie weiterziehen. Höchstens fünf Monate dauert eine Ausbildung.