Schwarzer Aschermittwoch: "Will Kickl Kärnten an den Rand des Ruins treiben?"
Von Anja Kröll
Zumindest bei der Dichte der Trachten-Janker hatte die Klagenfurter Messearena beim politischen Aschermittwoch der ÖVP klar die Nase vorne. Die deftig-derben Sprüche überließ man der FPÖ in Ried. Einzig auf den Genderleitfaden der SPÖ gab es bei der Anmoderation Häme. Gefolgt von Geplänkel auf den mehrfachen Parteienwechsel von Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer und die Liebe zum Wolf der Grünen Spitzenkandidatin, Olga Voglauer.
700 Besucher in der Messearena
Bundeskanzler Karl Nehammer, ohne Janker, dafür im blauen Anzug, war aus Wien angereist, um seine Parteifreunde im Kärntner Wahlkampf zu unterstützen. Mit dabei, neben rund 700 ÖVP-Anhängern, auch als Ehrengast der frühere Bundespräsident und stellvertretende CDU-Chef Christian Wulff, der als erster Redner die „Law and Order“- Politik Nehammers lobte und Kärnten als „großen, wach zu küssenden Bär“ bezeichnete, dem mehr Volkspartei gut täte. Und sich in seiner Rede schließlich als Fan von Udo Jürgens outete.
Windstille lieber als Rückenwind
Einen politischen Seitenhieb gab es hingegen bereits vor der Veranstaltung. Aus der eigenen Partei. Nicht unbedingt als Unterstützung beurteilte Kärntens ÖVP-Spitzenkandidat, Martin Gruber, den Besuch des Kanzlers im Süden. Von „Rückenwind“ könne man nicht sprechen, ab und zu würde er sich lieber „Windstille“ wünschen, sagte Gruber.
Karl Nehammer ließ sich bei seinem Auftritt davon nichts anmerken. "Martin, dass so viele Menschen heute da sind, ist ein Zeichen für dich." Martin Gruber, sei ein Spitzenkandidat im Kärntner Wahlkampf, der für Werte stehe. "Ein guter Bursch."
Dann waren es größere Themen, die den Abend bestimmten: Corona, Arbeitslosigkeit, der Ukraine-Krieg und die Stimmung der Menschen. Nehammer: "Wir können Krisen bewältigen." Es folgten Querschüsse gegen die Klimaaktivisten. Bis um kurz vor 21 Uhr mit Verspätung auch Europaministerin Karoline Edtstadler ihren Weg in die Messearena fand.
Rundumschlag von Gruber
Bei der Rede von ÖVP Spitzenkandidat Martin Gruber kam dann doch noch ein wenig Stimmung in der Messehalle auf. "Liebe Freunde, man muss gegen zwei Blöcke in Kärnten vorgehen am Wahltag", sagte Gruber. Einen linken und einen rechten, wo die Wutpolitiker die Gesellschaft spalten wollen. Doch Gruber sei ein Mutmacher und kein Wutmacher. Linke Politik würde das Land jedenfalls in die Sackgasse führen. "Den linkslinken Träumern ins Stammbuch geschrieben, nur mit Work-Life-Balance wird es nicht gehen."
Und dann holte Gruber gegen die FPÖ aus, die stets ankündigt, das zu Ende zu führen, was die FPÖ einst unter Jörg Haider begonnen hatte. "Was will dieser Kickl? Kärnten an den Rand des Ruins treiben?" Auch vor einer Packelei von SPÖ und FPÖ warnte Gruber. Dagegen brauche es eine starke Mitte.
Und einen Seitenhieb gab es noch für die Grünen: "Schützen wir die Kärntner Bauern und Almen und die Wähler vor der Olga Voglauer."
Liebeserklärung am Ende der Rede
Seinen Rundumschlag beendete Gruber dann aber mit einer Liebeserklärung. Nicht an Bundeskanzler Karl Nehammer, sondern an seine Frau Ulli, die ihm den Rücken stärke und sich um die Kinder kümmere, während er wahlkämpfe.
Droht Absturz auf elf Prozent?
Dabei gilt Kärnten, auch ohne parteiinterne Liebesbekundungen, bereits als schwieriges Pflaster für die Schwarzen. Bei der Landtagswahl 2018 kam die ÖVP auf 15,5 Prozent. Laut Umfragen könnten es nun am 5. März sogar nur mehr 11 Prozent sein. Fällt man darunter, würde man das bisher historisch schlechteste Ergebnis unterbieten. Die schwächste Landesgruppe im schwarzen Gefüge ist die Kärntner ÖVP aber bereits jetzt. Oder, wie es einer der anwesenden ÖVP-Funktionäre auf den Punkt brachte: „Hoch gewinnen werden wir das nimma.“