Politik/Inland

Schick die Jungen nach Europa, nicht den Opa

„Schick den Opa nach Europa“: Zugegeben, der Spruch hat einen Bart. Betrachtet man die Spitzenkandidaten zur EU-Wahl im Mai, ist da aber schon etwas dran: Die Kandidaten von ÖVP, Grünen und Liste Pilz – Othmar Karas, Werner Kogler und Johannes Voggenhuber – sind im oder kurz vor dem Pensionsalter. Ob ein bunter Instagram-Account da reicht, um Jungwähler an die Urnen zu locken?

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Die junge Zielgruppe ist zwischen 16 und 30 Jahre alt. Sie ist an sich schon an der EU interessiert und durchaus positiv eingestellt, ist mit Reisefreiheit und dem Euro aufgewachsen – die Vorzüge der Union sind für viele eine Selbstverständlichkeit (siehe auch Bericht unten). Ein Austritt aus der EU ist für die ganz Jungen kaum Thema, mit zunehmendem Alter steigt offenbar auch die Skepsis (siehe Grafik).

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Wie man diese Gruppe erreicht? Mit einem Wahlkampf, der sich von jenem der Mutterparteien deutlich abhebt – und das versuchen Christian Zoll von der Jungen ÖVP (25) und Julia Herr, Chefin der Sozialistischen Jugend (26).

Während die Alten ihre Kampagnen von Analysten und Strategen konzipieren lassen, sagt Herr: „Uns wird kein 50-Jähriger von irgendeiner Agentur erklären, was cool ist für einen 16-Jährigen. Wenn wir authentisch sein wollen, müssen wir das selber machen.“

„Was cool ist“, hat der politische Mitbewerber, die JVP, von einem Meinungsforschungsinstitut abfragen lassen. Danach und nach Vorschlägen ihrer Funktionäre haben die jungen Türkisen ihre Wahlkampf-Schwerpunkte gesetzt: Eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik wurde von den 1015 Befragten am häufigsten als Kernaufgabe der EU genannt (siehe Grafik) – die JVP setzt also Migration und Sicherheit ganz oben auf die Agenda.

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Als „Vorreiter bei Umweltfragen“ würden die 16- bis 30-Jährigen die Union gerne sehen. Schwupps, stellt die JVP ein Öko-Programm auf die Beine. Drittes Thema: Mobilität. Die JVP will das Erasmus-Programm für Lehrlinge, nicht nur für Studenten, propagieren.

„Jugendpartizipation“ hat sich Zoll für die EU zusätzlich auf die Fahnen geschrieben. „Bei der letzten Wahl waren nur 1,5 Prozent der Abgeordneten unter 30 Jahren. Junge sollten mit am Tisch sitzen, wenn Entscheidungen getroffen werden.“

Die Junge ÖVP überlässt wahrlich nichts dem Zufall. Ex-Chef und heutiger Kanzler Sebastian Kurz hat viel in die Professionalisierung der Jugendorganisation investiert – und vor der EU-Wahl einen Anreiz gesetzt: Durch eine Statutenänderung ist die Listenplatzierung reine Formsache, ein Mandat bekommen am Ende jene mit den meisten Vorzugsstimmen.

Der Vorarlberger Jung-Kandidat Zoll muss also kräftig für seine Person mobilisieren, um ins EU-Parlament zu kommen. Der Vorzugsstimmen-Kniff rentiert sich auch für die ÖVP: Jede Stimme, die die JVP für Zoll sammelt, zählt selbstverständlich auch für die Partei.Somit sind ab März Abertausende Jung-ÖVPler in jedem Dorf im ganzen Land unterwegs, und kurbeln die Wahlbeteiligung an. 2014 hat nicht einmal jeder zweite Wahlberechtigte in Österreich seine Stimme abgegeben (45,4 Prozent der Wahlberechtigten).

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„Wir leben noch länger“

Die SJ ist mit wesentlich geringerer Teamstärke unterwegs: Um die 60.000 Mitglieder haben die Jung-Roten. Und anders als die Jungtürkisen setzen die Jungroten im Wahlkampf eher auf Abgrenzung zur Mutterpartei – das Verhältnis ist bekanntlich nicht gerade friktionsfrei.

Herr hat keine Scheu, die SPÖ zu kritisieren, attestierte ihr mehr als einmal mangelnde Glaubwürdigkeit. Bei der Nationalratswahl wurde sie auf den aussichtslosen 16. Platz gesetzt, diesmal muss sie auf Platz 6 darauf hoffen, dass die SPÖ ein Mandat dazugewinnt (derzeit hat sie 5).

Was die Jungen wollen? Eine intakte Umwelt zum Beispiel. Oder dass Konzerne in der EU ordentlich besteuert werden. „Momentan wird keine Politik im Sinne der Jungen gemacht. Im Gegensatz zu jenen, die jetzt an der Macht sind, müssen wir noch lange mit den Folgen leben“, bringt es Herr auf den Punkt.

Die Jung-Kandidaten stellen sich in Kurz-Videos auf kurier.at vor.

Zur Person

Die rebellische Rote- Julia Herr

Die 26-jährige Burgenländerin ist seit 2014 Vorsitzende der Sozialistischen Jugend (SJ) und studiert Soziologie an der Uni Wien. Herr ist für ihre harte Kritik gegen die eigene Partei berüchtigt – 2014 wurde sie etwa von der damaligen Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek von der Bühne geworfen. Bei der Nationalratswahl 2017 schaffte sie es mit Listenplatz 16 nicht ins Parlament, bei der EU-Wahl kandidiert sie nun auf Platz 6. 

Der junge Konservative - Christian Zoll

Der 25-jährige Vorarlberger ist seit 2017 Vorsitzender der Bundesjugendvertretung und wurde im November zum Vizepräsidenten der Jungen Europäischen Volkspartei (YEPP) gewählt. Seine Anfänge machte er – ganz klassisch – als Schulsprecher, für die JVP war er zunächst in der Ortsgruppe seiner Heimatgemeinde Lustenau aktiv. Im Vorjahr schloss er sein Jus-Studium in Wien ab und absolvierte gleich darauf sein Gerichtspraktikum.