Babler: "Die FPÖ ist bei der Nationalratswahl packbar"
Von Michael Hammerl
"Europa fair gestalten" steht auf den Schildern, die kurz vor der ersten Trendprognose im Wiener Marx Palast verteilt werden. Man ist angespannt, murmelt und gibt sich realistisch.
Das Mindestziel unter den anwesenden Funktionären: Das Ergebnis von der EU-Wahl 2019 halten. Also rund 24 Prozent erreichen und – noch viel wichtiger – Platz zwei. Immerhin müssen die Roten Argumente sammeln, dass nicht die ÖVP, sondern tatsächlich die SPÖ bei der Nationalratswahl im "Zweikampf" gegen FPÖ-Chef Herbert Kickl reüssieren kann.
Definitiv kein Wunschergebnis
Und? Knapp daneben, verhaltenes Klatschen, traurige Gesichter, ein paar aufmunternde Schulterklopfer: Bei der ersten Trendprognose sind es zwar 23 Prozent, die SPÖ liegt aber hauchdünn hinter der ÖVP. "Sind wir ehrlich: Das ist nicht das, was wir uns gewünscht hätten", sagt SPÖ-Klubobmann Philip Kucher in einer ersten Reaktion.
Denn schon jetzt steht fest: Die SPÖ kann sich im Gegensatz zur FPÖ und den Neos als einzige Oppositionspartei nicht signifikant verbessern. Ziel für den Rest des Abends: Die ÖVP doch noch überholen.
Für jene Zweckoptimisten, die sich bis dahin nicht mit Alkohol betäuben wollen, gibt es am Buffet aufputschendes Red Bull zur freien Entnahme. Milliardenerbe Mark Mateschitz dürfte die unerwartete Gratiswerbung gefallen.
Schieder konnte wiederholt nicht mobilisieren
Was nüchtern betrachtet klar ist: Spitzenkandidat Andreas Schieder konnte der SPÖ weder als Persönlichkeit noch mit seinen Themen Flügel verleihen. Er hatte die Sozialdemokratie bereits 2019 zu ihrem schlechtesten EU-Ergebnis geführt.
Im Wahlkampf versuchte sich Schieder als Kämpfer für ein "sozial faires Europa" und teils als Umweltpolitiker. Er wollte Steuerschlupflöcher stopfen. Und: wenige Wochen vor der Wahl haben sich Teile der SPÖ dazu durchgerungen, doch für die EU-Renaturierungsverordnung zu sein.
Zu wenig mediales Interesse an EU-Themen?
Später wird munter geklatscht, als Schieder, Listenzweite Evelyn Regner und Parteichef Andreas Babler die Bühne betreten. Schieder bedankt sich bei den Wählern und beschwört. Einhellige Meinung: Schuld am Abschneiden der SPÖ sei die Themenlage. Schieder moniert gar, dass sich die Medien "nur alle fünf Jahre", also vor der EU-Wahl, für Europathemen interessieren würden.
Die Bundepartei sprach sich kurz vor der Wahl auch noch dafür aus, kriminelle Asylwerber nach Afghanistan oder Syrien abzuschieben – dem Beispiel von Deutschlands Kanzler Olaf Scholz (SPD) folgend.
Babler: "Die FPÖ ist packbar"
Experten wie Politikberater Thomas Hofer attestierten Schieder einen fehlerfreien, aber unspektakulären Wahlkampf. Vorzeitiges Fazit: Das hat selbst für die niedrig gesteckten Ziele nicht gereicht. Und Andreas Babler, seit rund einem Jahr SPÖ-Chef, muss nach mäßigen Ergebnissen auf regionaler Ebene und schwachen Umfragewerten, auf eine Überraschung bei der Nationalratswahl hoffen.
Babler glaubt daran: "Die FPÖ ist packbar", sagt er. Der Unterschied betrage nur wenige Prozentpunkte. "Wir werden es schaffen, es als Message rüberzubringen, was die Politik Positives für die Menschen bedeuten kann", sagt Babler. Eine Botschaft, die er auch nach Bekanntgabe des Endergebnisses noch einmal wiederholt.
Auch Regner bleibt mit Blick auf die Nationalratswahl gegenüber dem KURIER optimistisch. Grund: Der "Zusammenhalt" in der SPÖ. "Wir halten zusammen und ich hoffe, das wird auch wahrgenommen. Wir sind diejenigen, die immer rennen und rennen, wir sind Marathonläufer."