Politik/Inland

Rendi-Wagner: "Ich spüre einen Aufwärtstrend"

Pamela Rendi-Wagner musste gleich zu Beginn ihres ersten ORF-Sommergesprächs als SPÖ-Chefin ihren umstrittenen Urlaubsabstecher nach Südfrankreich rechtfertigen, bei dem sie in einem Nobelclub an der Cote d’ Azur fotografiert wurde.

Danach ging es nahtlos über zum Versuch der roten Aufholjagd in Zeiten sehr schwacher Umfragewerte von 20 bis 23 Prozent. Ein Drittel der Bevölkerung habe sich noch nicht entschieden, hielt Rendi-Wagner dagegen. "Ich spüre einen Aufwärtstrend, es lohnt sich um jede Stimme zu kämpfen." Die fünf Wochen bis zur Wahl seien schließlich "eine halbe Ewigkeit".

Auch ein "3D-Problem", wie Moderator Tobias Pötzelsberger die Querschüsse der Parteikollegen Drozda, Dornauer und Doskozil nannte, sah Rendi-Wagner nicht. "Genau diese Vielfalt" sei es, die die SPÖ ausmache, so die Parteichefin.

"Eine FPÖ hat auf der Regierungsbank nichts zu suchen", wiederholte sie danach ihre Position zu den Freiheitlichen. Sie will auch dafür kämpfen, dass sich eine Neuauflage der Ibiza-Koalition "nicht ausgeht", stellte sie erneut ihren Führungs- und Regierungsanspruch.

Später ging es um den Klimaschutz, die Parteifinanzen und die rote Millionärssteuer. Sie sagte unter anderem: Klimapolitik sei  auch Sozialpolitik, weil die Ärmsten leiden als Erstes unter der Erderwärmung. Auch ihre 14-jährige Tochter demonstriere mit der Bewegung "FridaysForFuture". Eine CO2-Steuer für den Individualverkehr lehnt sie aber ab. Zunächst müsse der öffentliche Verkehr ausgebaut, die Bahn muss günstiger werden. Für die Bevölkerung dürfe es "keine Bestrafung durch teureres Benzin" geben.

"Bisher bester Auftritt“

Wirklich Neues hörte man nicht. Rendi-Wagner wiederholte meist bekannte Forderungen und wirkte großteils tiefenentspannt bei der Beantwortung der Fragen Pötzelsbergers.

"Das war ihr bisher bester Fernseh-Auftritt", sagte auch KURIER-Chefredakteurin Martina Salomon in der ZiB2. Salomon: "Rendi-Wagner ist eine tolle Frau, sie haut sich rein. Aber sie muss den riesigen Rucksack ihrer Macho-Truppe der SPÖ schleppen."

 

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Auch Ex-ORF-Mann und Mediencoach Gerald Gross analysierte für den KURIER den TV-Auftritt Rendi-Wagners. Er meint:

Bester Moment

Sie lässt sich den (objektiv absurden) Führungsanspruch nicht madig machen: "Fünf Wochen sind eine halbe Ewigkeit, und wir haben einen Aufwärts-, die anderen einen Abwärtstrend." So locker, wie sie das vorbrachte, könnte man fast glauben, dass sie es selber glaubt.

Schlechtester Moment

Als der Moderator sie darüber aufklärt, dass es den von ihr geforderten Klimakonvent in Form des Nationalen Klimakomitees bereits gibt. Da war sie kurz aus der Spur, fängt sie aber gleich wieder.

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Fazit der Experten Solide, authentischer als zuletzt, weil Fokussierung auf Sachpolitik und weniger Opposition – die Ärztin und Spitzenbeamte kommt neben der Parteichefin wieder stärker zu ihrem Recht, und das hilft ihr.