Politik/Inland

Quarantäne für ganz Tirol nicht ausgeschlossen

Virologin Dorothee Von Laer hat gestern im KURIER Alarm geschlagen. Die südafrikanische Mutation des Coronavirus sei in Tirol angekommen. "Wir haben hier ein Riesenproblem mit dieser Variante. Es gibt einen starken Anstieg. Aber ich sehe kein Handeln der Politik hier in Tirol. Ich warte auf das zweite Ischgl", sagte sie - und forderte flugs einen Lockdown des Landes. 

Ein Warnruf, der offenbar ernst genommen wird. Die Regierung prüft derzeit mit Experten alle Optionen, wie die APA aus informierten Kreisen am Donnerstag erfahren hat. Die Verbreitung der südafrikanischen Mutation des Coronavirus in Tirol könnte also zu einer Abschottung einzelner Gebiete führen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass das ganze Land unter Quarantäne gestellt wird. 

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Lage ist ernst

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bezeichnet davor die Situation in Tirol als "ernst". Das Land Tirol hat, wie der Minister am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien sagte, noch am Mittwoch ein "sehr straffes Fünf-Punkte-Programm aufgestellt, mit dem die Situation genau untersucht werden soll".

Bis Sonntag werden die Ergebnisse noch einmal analytisch angesehen.

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Nach Informationen der APA sind die anderen Expertenberater der Regierung nicht alle der Meinung der Virologin. Es würden unterschiedliche Zahlen vorliegen, die nun geprüft werden müssen. So soll es entgegen der Aussagen von Von Laer keine eigene Tirol-Mutation des Südafrika-Virus geben. Die Regierung sei sich aber der Problematik bewusst.

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SPÖ: Aktiv werden

Der Gesundheitssprecher der SPÖ, Philip Kucher, hat Anschober in einer Aussendung aufgefordert, angesichts der Lage in Tirol "endlich aktiv zu werden".

Anschober müsse den Landeshauptmann Günther Platter "sofort per Weisung zum Handeln verpflichten und alle nötigen Schutzmaßnahmen vorgeben".

Den Tiroler Verantwortlichen beim "Kopf in den Sand stecken zuzusehen, endet sonst neuerlich in einer Katastrophe", sagte Kucher. Der Gesundheitssprecher erinnerte daran, dass die Situation in Ischgl vor einem Jahr binnen weniger Tage explodiert ist.

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"Bis Sonntag zu warten, ist keine Option!" Es zähle jetzt "jeder Tag, um nachhaltigen Schaden von den Tirolerinnen und Tirolern abzuwenden! Anschober muss die Bevölkerung schützen und nicht die schwarzen Seilschaften der ÖVP und deren Interessen!", so Kucher. Des Weiteren brauche es sofortige Aufklärung, wie und von wem wurde das Virus ins Land geschleppt wurde und wieso es sich "dort neuerlich ungehindert verbreiten" konnte.

Der stellvertretende SPÖ-Klubchef Jörg Leichtfried wollte in einer Pressekonferenz nicht beurteilen, ob eine Isolierung Tirols nötig sei. Allerdings erinnerte er daran, dass es eigentlich eine Corona-Ampel gebe, um auf solche Dinge reagieren zu können. Was er sicher sagen könne, dass nicht alles richtig gemacht worden und sei und schleunigst Maßnahmen ergriffen werden müssten. Wenn das der Landeshauptmann nicht tue, sei der Gesundheitsminister gefordert.

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