Plagiatsvorwurf: FH prüft Diplomarbeit von Aschbacher
Von Johanna Hager
Erst wurde bekannt, dass in der Diplomarbeit "Kompetenzen im Vertrieb - Anforderungen im Key Account Management" von Arbeitsministerin Christine Aschbacher, die sie an der FH Wiener Neustadt ablegte und die mit "Sehr Gut" benotet wurde, zahlreiche Plagiate enthalten sein sollen. Dann publizierte Plagiatsforscher Stefan Weber, dass die Dissertation, die Aschbacher in Bratislava eingereicht habe, vor Fehlern strotze.
"Ich werde es rollen und tun es", sei in der Doktorarbeit u.a. zu lesen. Die Plagiatssoftware "Turnitin" finde zu "21 Prozent Plagiate im Text", schreibt Weber in seinem Blog.
Die "noch nie gelesenen Abgründe von Kauderwelsch, Unsinn und Plagiat in der Dissertation von Arbeitsministerin Christine Aschbacher", wie Stefan Weber schreibt, sind auch online zu finden.
In der Dissertation "Entwurf eines Führungsstils für innovative Unternehmen“, die Ende 2019 fertiggestellt worden sein soll, sind Formulierungen wie "Annahmen sind wie Seepocken" enthalten. Die Arbeit selbst ist im Online-Katalog der Uni Bratislava abrufbar, einzelne Screenshots der rund 130 Seiten fassenden Arbeit zudem im Internet zu finden.
Diese und andere Formulierungen sind Google-Übersetzung geschuldet. Bei besagtem Beispiel handelt es sich um einen Forbes-Artikel, der via Google übersetzt wurde.
Aschbacher selbst lässt via Sprecher ausrichten, sie habe nach "bestem Wissen und Gewissen gehandelt".
Die Fachhochschule Wiener Neustadt will die Diplomarbeit von Christine Aschbacher nun prüfen. Bildungs- und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann auf den Plagiatsvorwurf seiner Ministerkollegin angesprochen, sagt am Samstag: Vermutlich werde es eine externe Begutachtung gebe. Er könne den Entscheidungen der Institutionen und der betroffenen Person nicht vorgreifen.
Faßmann nennt allerdings Beispiele von deutschen Ministern, die beide ob der Plagiate zurücktreten mussten. Karl-Theodor zu Guttenberg (Verteidigungsminister) und Annette Schavan (Bundesforschungsministerin)."Mir fällt spontan Guttenberg ein, den es ganz hart getroffen hat“, verwies Faßmann auf den deutschen CSU-Politiker, der nach der Aberkennung seines Doktortitels 2011 als Minister zurückgetreten war.
Die FPÖ fordert indes die Aberkennung der akademischen Titel und den Rücktritt der Ministerin. "Der Kanzler muss sofort den Rücktritt seiner Ministerin einleiten, um weiteren Schaden von der Republik abzuwenden“, sagt FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz. Auch die SPÖ spart nicht mit Kritik. SPÖ-Abgeordneter Max Lercher lässt wissen: "So geht es jedenfalls nicht, dass man von den normalen Leuten fordert, immer noch mehr zu leisten und sich dann selber durchschummelt.“