Politik/Inland

Streit um ORF-Berichte zu Hamas-Terror: Weißmann kontert Sobotka

Die Berichterstattung des ORF anlässlich des Jahrestags der Hamas-Terrorattacken auf Israel hat in den vergangenen Tagen für heftige Kontroversen gesorgt. Wie berichtet hatte allen voran ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka unter anderem die ZiB2-Sendung vom Montag (7.10./erster Jahrestag) kritisiert. Dabei waren Israels Armeesprecher Arye Shalicar und der palästinensische Botschafter in Wien, Salah Abdel-Shafi, zu Gast. Letzterer bezeichnete Israel unter anderem als "Schurkenstaat".

Für Sobotka ein Beispiel "falscher Balance". Dem Botschafter gehe es um die "Delegitimierung (des Staates Israel, Anm.), Dämonisierung und eine Täter-Opfer-Umkehr“. In einem offenen Brief wandte er sich bereits an ORF-Generaldirektor Roland Weißmann, ein Schreiben an „den Aufsichtsrat, den Publikumsbeirat“, werde folgen. Denn es sei nicht hinzunehmen, „dass das einfach ausgestrahlt wird und man dann zur Tagesordnung übergeht“. Der ÖVP-Politiker entschuldigte sich zudem im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag bei der jüdischen Bevölkerung. 

Die Antwort des ORF

24 Stunden später liegt nun die Stellungnahme von Weißmann vor: "Der ORF bot anlässlich des Jahrestags des Angriffs auf Israel in TV, Radio und online einen über mehrere Tage anberaumten, sehr ausgewogenen, multimedialen Schwerpunkt, der sich in zahlreichen Sendungen mit der Terror-Attacke und ihren Folgen beschäftigte. Genannt sei hier zuvorderst die sehr aufwühlende Produktion „WELTjournal: Hamas-Massaker – die letzten Aufnahmen“, die ORF 2 am 2. Oktober zeigte. Dieser außergewöhnliche Dokumentarfilm von Arnon Gal, Asaf Liberman, Keren Gazit und Nadav Ben widmet sich einer Gruppe junger Israelis, die sich nach dem Hamas-Überfall auf das Musik-Festival in einen Schutzbunker am Straßenrand flüchtete. Der Film, der auf Aufnahmen aus dem Bunker sowie auf Aussagen von Überlebenden und Familien der Opfer basiert, ist ein zutiefst bewegendes historisches Dokument und Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes angesichts unvorstellbaren Grauens", so der ORF-Generaldirektor. 

"Hartes Streitgespräch"

Und weiter: "Ö1 präsentierte neben zahlreichen Sendungen, die den Terror am 7. Oktober 2023 nachzeichneten, u. a. ein „Journal Panorama“, dem es gelang, Hamas-kritische Stimmen aus dem Gazastreifen einzufangen. Dies ist angesichts der Tatsache, dass es so gut wie keine Zugänge für Journalisten gibt, besonders hoch einzustufen. Als Teil dieses mehrtägigen Programmschwerpunkts wurde in der von Ihnen kritisierten ZIB-2-Ausgabe unter der journalistisch tadellosen Gesprächsführung von Armin Wolf ein hartes Streitgespräch zwischen dem Palästinenser-Botschafter Salah Abdel Shafi und Israels Armeesprecher Arye Shalicar, der der ZIB 2 bereits einige Interviews gegeben hat, geführt. Ich ersuche Sie dringend", so Weißmann in Richtung Sobotka, "die Tatsache, dass dieses Gespräch geführt wurde, nicht zu instrumentalisieren. Journalismus ist Recherche, und der ORF bot hier den Zuseher der ZIB 2 die Gelegenheit, Standpunkte direkt zu erhalten. Ich gehe nicht davon aus, dass Sie dem ORF-Publikum die Fähigkeit zur Einordnung dieses Streitgesprächs absprechen werden".

Der ORF-Chef abschließend: "Namens der ORF-Journalisten weise ich Ihre einseitige Kritik als unzutreffend zurück. Es ist unsere Aufgabe, im Dienst der Österreicher ausgewogen und sorgfältig zu berichten. Diesem Auftrag kommen wir in all unseren Nachrichtengefäßen vollumfänglich nach."