Politik/Inland

Was den Grünen-Chef an Nehammer stört und was er an Kickl respektiert

Persönliche Einblicke und einen Ausblick auf die Nationalratswahl gab Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler am Sonntag in Ö3-"Frühstück bei mir". 

Schon Mitte der Woche war eine "Neuigkeit" aus seinem Privatleben publik geworden, über die Kogler dann auch mit Claudia Stöckl spricht: Er hat vor eineinhalb Jahren seine langjährige Lebensgefährtin Sabine Jungwirth geheiratet - "unterhalb der Wahrnehmungsgrenze" und "geheim" am Standesamt. 

Die Eheschließung habe auch pragmatische Gründe gehabt, erklärte Koglers Frau in einem Vorgespräch mit Stöckl: Die beiden seien in einem Alter (Kogler ist 62, Jungwirth 55), in dem man jederzeit erkranken und im Krankenhaus landen könne. 

Ob ihn das auch beschäftigt? "So auch wieder nicht, aber dass es auch Vernunftgründe gibt, ist naheliegend", sagt Kogler und verweist auch auf die "besondere Verantwortung" gegenüber Jungwirths Tochter, die das Down Syndrom hat. 

"Das beeindruckt mich"

Was macht Sabine Jungwirth zu seiner "Frau fürs Leben"? Kogler spricht von einer "starken Persönlichkeit". Kennengelernt hätten sie einander, als sie in der Baubranche tätig war (mittlerweile ist sie Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft) und sie "in einer Art und Weise ihrer Frau gestanden ist, in dieser durchaus robusten Männerwelt". 

Das habe sie seither "fortlaufend bestätigt", sagt Kogler, der an seiner Frau auch schätzt, wie sie sich "um andere kümmert" - insbesondere um die Tochter. "Das beeindruckt mich. Sehr sogar." 

"Weil ich zu dick bin"

Was macht ein Vizekanzler, um sich zu entspannen, um abzuschalten? Im Urlaub, so verriet seine Frau weiter, würde er manchmal tagelang durchschlafen. Im Gespräch sagt Kogler, dass er gerne zuhause in der Steiermark wandern würde, um "das Hirn auszulüften". In der Natur sehe er auch, wofür er als Grüner politisch kämpft. 

Zum "Runterkommen" am Abend schaue er sich Sportsendungen, politische Diskussionssendungen oder auch Habsburg-Dokus auf ORF III an. Ein Bier zur Entspannung am Abend - "eher weniger", sagt Kogler, da er gerade am Abnehmen sei. Auf Nachfrage, warum er denn abnehmen will, sagt er kurz und knapp: "Weil ich zu dick bin." Sein Ziel sei es, noch rund drei Kilo abzunehmen. 

Kein Rat für Schilling

So viel zum Privaten, jetzt wird's politisch. Nach all dem Wirbel EU-Wahlkampf: Wie "erleichtert" ist der Grünen-Chef da, seine Spitzenkandidatin Lena Schilling jetzt nach Brüssel schicken zu können? "Erleichterung" sei das falsche Wort, sagt Kogler. Das Wahlergebnis sei ein respektables gewesen, von Schilling und auch von Thomas Waitz, der das zweite Mandat besetzt, werde man "noch viel hören". 

Einen Rat habe er der 23-jährigen Quereinsteigerin nicht mitgegeben. Er wollte "nicht zu paternalistisch" wirken. Er sagt nur: "Jeder hat mit seiner Meinung Platz, solange das große gemeinsame Ziel da ist." 

"Froh, dass es Kompromisse gibt"

Im Herbst steht die Nationalratswahl an - der Regierung bleiben also nur noch wenige Wochen. Danach gefragt, wie hoch die Frustration über die Dinge, die nicht gelungen sind, auf einer Skala von 1 bis 10 sei, sagt Kogler: "Jetzt verweigere ich zum ersten Mal die Übung." 

"Wirklich emotional" werde er, wenn jemand sagt, die Grünen hätten in der Koalition "ihre Seele verkauft". In einer Demokratie müsse man aufeinander zugehen, betont er. "Ich wehre mich gegen die Denunziation des Kompromisses. Wer das macht, der bekämpft die parlamentarische Demokratie. Ich bin doch froh, dass es Kompromisse gibt und nicht einer alleine alles anschafft." 

Hadern könne man allenfalls damit, dass vieles zu langsam geht, so Kogler. Mit den Dingen, die gelungen sind, sei er jedenfalls "sehr zufrieden". 

Und wie geht es weiter?

Wäre er bereit, wieder die Koalitionsbank zu drücken, wenn die Grünen nach der Wahl nicht mehr in die Regierung kommen? "Ich bin immer schon leidenschaftlicher Parlamentarier", sagt Kogler. Das Argumentieren, die Rede, die Gegenrede, das Auseinandernehmen und Zusammenfügen von Argumenten liege ihm. Die Frage sei nur, ob man dafür den nötigen Kampfgeist und das Feuer mitbringt, meint Kogler. "Und so wie es aussieht, wird das so bleiben." 

Und nach der Politik? Welche "Träume" hat der 62-Jährige? Seine Frau könnte sich vorstellen, in einem anderen Land zu leben. Kogler sagt, er könne sich vorstellen, in Süditalien "Wurzeln zu schlagen", aber das werde sich erst zeigen. Nur so viel: Ein "Ruhestand im klassischen Sinn" sei etwas, das er sich überhaupt nicht vorstellen kann.

"Passt auf diesen Planeten auf"

Zum Abschluss des Ö3-Sommergespräches mit Werner Kogler noch ein kurzer Fragebogen: 

Herbert Kickl (FPÖ-Chef) beneidet er "für wenig". In gewisser Weise, so Kogler, respektiert er ihn dafür, dass er versucht, in den Bergen abzuschalten. "Ich hoffe nur, dass er dort zu mehr Einsichten kommt und sich umgänglicher verhält." 

An Karl Nehammer (ÖVP) stört ihn, dass er "zu schnell ein Ohr für die Fossil-Lobbyisten, die Ölbarone und jene hat, die ihm mit altmodischen Denken das Leben schwer machen". Da wäre mehr Widerstandsfähigkeit gut, meint Kogler. 

Seine Liebe zeigt er mit "mehr Entspanntheit, mit mehr Zeit, Aufmerksamkeit und Zuhören". Dementsprechend sei seine Formel für eine glückliche Beziehung: "In der Lage zu sein, einander Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken." 

Fit fühlt sich der Sportminister, wenn er im Sommer mehrere Tage sein Handy abschalten, wandern und Rad fahren kann. 

Sein Erfolgsrezept lautet: "Nicht aufgeben, aufstehen, vorwärts arbeiten - auch, wenn nicht immer klar ist, was hinter dem nächsten Berg ist."

Der Sinn des Lebens: "Sich selbst im Leben nicht im Weg zu stehen." Auf seinem Grabstein solle stehen: "Passt auf diesen Planeten auf."