Hartes TV-Duell zwischen Nehammer und Babler
Von Josef Gebhard
Wäre es nach der SPÖ gegangen, hätte ihr Spitzenkandidat Andreas Babler erst am 23. September mit Karl Nehammer im ORF-Studio die Klingen gekreuzt. Schließlich seien seit jeher immer die Chefs der beiden aktuell mandatsstärksten Parteien beim finalen TV-Duell gegeneinander angetreten.
Der ORF entschied diesmal anders und setzte wie berichtet auf ein Finale mit Nehammer und FPÖ-Obmann Herbert Kickl, der in den Umfragen derzeit vorne liegt.
Und so musste Babler bereits am Donnerstag gegen den Kanzler in den Ring steigen. Die Spannung war im Vorfeld dennoch groß, liegen doch Welten zwischen den Programmen des Regierungschefs und dessen Herausforderers, die trotzdem nach der Wahl Koalitionspartner sein könnten. Wobei Babler gleich sein Eingangsstatement dafür nutzte, um Nehammer vorzuwerfen, am liebsten mit der FPÖ koalieren zu wollen.
Nehammer kontert mit Bures
Rasch ging es dann in einen sehr intensiven inhaltlichen Schlagabtausch, begonnen bei der von der SPÖ geforderten Vermögensbesteuerung. „Daran führt kein Weg vorbei. Was ist die Alternative?“, so der SPÖ-Chef. „Doris Bures spricht dazu anders“, erinnerte Nehammer schnippisch an die jüngsten SPÖ-internen Querelen, ausgelöst durch die Babler-Stellvertreterin.
Und weiter: „Wir müssen raus aus der Dogmatik der 30er-Jahre und dem gegeneinander Ausspielen von Bevölkerungsgruppen.“
Die ÖVP habe die Teuerung einfach durchrauschen lassen und wolle weiterhin die Superreichen schützen, lautete wiederum Bablers Konter. Der sich von seinem Kontrahenten im Gegenzug die Situation im rot regierten Wien vorhalten lassen musste: „Wien hat die höchsten Gebührenerhöhungen, die höchsten Energiekosten. Die SPÖ ist nicht die Stimme der Armen.“
Babler will Chats ausgraben
In dieser Tonart ging es lebhaft und, im Vergleich zu den bisherigen TV-Duellen, relativ kurzweilig weiter. Während Babler – das obligate Taferl inklusive – der ÖVP vorwarf, für die europaweit höchste Inflation, schlechteste Wirtschaftsdaten und steigende Arbeitslosigkeit verantwortlich zu sein, konfrontierte Nehammer sein Gegenüber mit dem Sager von Wiens Sozialstadtrat Peter Hacker, wonach das Weitergeben von Bekleidung an jüngere Geschwister nicht in Ordnung sei.
„Soll ich ein paar alte Chats ausgraben?“, lautete Bablers Antwort, der seinerseits die Glaubwürdigkeit der ÖVP zu torpedieren versuchte: „Das Christlich-Soziale glaubt Ihnen kein Mensch mehr. Unser Programm ist fast deckungsgleich mit jenem der Caritas, während man bei Ihrem mit der Lupe nach Gemeinsamkeiten suchen muss.“
Ob sich solche nach der Wahl finden werden, um eine Koalition zu bilden, wird sich zeigen.