Nach KURIER-Bericht: Wien will Islam-Kindergärten prüfen
Von Bernhard Ichner
„Reine Aufbewahrungsstätten“ nannte Martina Mollay, Direktorin der Volksschule Grubergasse in Wien-Ottakring, im KURIER-Interview am Mittwoch einige Islam-Kindergärten im Bezirk. Die oftmals türkischstämmigen Kinder kämen komplett ungefördert in die Schule, hätten Sprachdefizite und wären unselbstständiger als andere in ihrem Alter. Ihre Eltern würden besagte Betreuungseinrichtungen dennoch wählen – „weil dort alles halal ist“. Im Rathaus schrillten nach dem KURIER-Bericht die Alarmglocken. „Diese Kindergärten werden umgehend überprüft, sobald die Direktorin der MA11 sagt, um welche es sich handelt“, versichert Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ).
Das Beispiel könnte Schule machen: Da Volksschulen ein guter Gradmesser für die Leistungsfähigkeit von Kindergärten seien, könnten sie als eine Art Frühwarnsystem genützt werden. „Wenn ein problematischer Kindergarten wahrgenommen wird, möchten wir das wissen.“
Allerdings warnt der Politiker davor, Kindergärten mit hohem Migrantenanteil per se für das schlechte Sprachniveau der Volksschüler verantwortlich zu machen – zumal für ihn Spracherziehung in erster Linie Sache der Eltern sei. „Wenn ein Kindergarten vor großen Herausforderungen steht, kann man nicht sagen: ,Der Kindergarten ist an den Problemen schuld.’“
Er wolle die Diskussion über Qualitätssicherung in Kindergärten nicht abstellen, sondern sie bewusst führen, betont Czernohorszky. Um „evidenzbasiert Politik machen zu können“, bedürfe es aber „konkreter Hinweise und ehrlicher Zahlen“.
Verlässliche Daten sowie die Definition, was nun eigentlich ein Islam-Kindergarten ist, erhofft er sich von der Studie, die im Auftrag von Bund und Stadt Wien zurzeit von Wissenschaftlern der Uni Wien und des FH Campus erstellt wird. Die Ergebnisse sind für September angekündigt.
Vertrauen trotz Aslan
Dass auch Religionspädagoge Ednan Aslan zu den sechs Studienautoren zählt, erfülle ihn aufgrund der aktuellen Vorwürfe mit Sorge, sagt Czernohorszky. Man vertraue aber auf die Arbeit des gesamten Teams.
Wie viele islamische Kindergärten es in Wien gibt, ist nach wie vor unklar. Und zwar „weil die religiöse Schwerpunktsetzung bei einem Großteil der Kindergärten nicht im pädagogischen Konzept aufscheint, und sie damit auch nicht als ,religiös’ im Sinne einer bestimmten Konfession klassifiziert werden können“. Es werde aber kontrolliert, ob der Kindergartenalltag mit dem Bildungsplan übereinstimmt.
Eine Kennzeichnung islamischer Kindergärten, wie seitens der FPÖ gefordert, sei also illusorisch. Zumal diese „auf Stigmatisierung einer Bevölkerungsgruppe“ abziele. „Es ist aber legitim, dass die Bevölkerung weiß, wie Kindergärten arbeiten“, sagt Czernohorszky. „Darum müssen sie ihre pädagogischen Konzepte den Eltern ab jetzt offenlegen – das betrifft aber nicht nur konfessionelle.“