Politik/Inland

Ex-Jugoslawen sehen sich zunehmend als "Österreicher"

Wie sehr identifizieren sich Zuwanderer aus Drittstaaten mit Österreich? Dieser Frage ging eine Studie in Form einer Telefonumfrage unter 600 Zuwanderern nach. 40 Prozent der Zuwanderer aus Ex-Jugoslawien fühlen sich demnach in erster Linie bereits als „Österreicher“, weitere 43 Prozent identifizieren sich sowohl mit ihren Herkunftsland als auch mit der neuen Heimat.

Bei Migranten aus der Türkei fühlen sich nur 20 Prozent als "Österreicher" bzw. 40 Prozent identifizieren sich mit Östereich und der Türkei. Rund 60 Prozent der Befragten besaßen bereits die österreichische Staatsbürgerschaft.

Rollenbilder werden liberaler

Frauen sollen sich um die Familie kümmern, Männer ums Geldverdienen: Solche konservativen Rollenbilder sind bei Zuwanderern stärker verankert als bei Österreichern, nehmen aber auch unter Zuwanderern nach und nach ab. Eine Studie, die die Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten aus der Türkei und Ex-Jugoslawien beleuchtet, zeigt, dass traditionelle Geschlechterrollen zunehmend aufbrechen. Zudem verzeichnen nahezu alle Befragten einen Aufstieg gegenüber ihren Eltern im Berufsleben und zeigten sich auch allgemein zufrieden.

Durchgeführt wurde die Befragung bereits im November 2016. Jeweils 300 Zuwanderer aus Ex-Jugoslawien und aus der Türkei wurden dafür telefonisch befragt. Die Befragung erfasste die Einstellungen und Werthaltungen der Migranten, wobei diesen die gleichen Fragen gestellt wurden wie den Österreichern im Sozialen Survey 2016. Das Ergebnis: Da wie dort wird das traditionelle Bild der Geschlechterrollen zunehmend abgelehnt.

Fortschrittliche Ex-Jugoslawen

So sprachen sich 50 Prozent der Befragten der ersten und 61 Prozent der zweiten Migrationsgeneration aus der Türkei gegen die traditionelle Rollenteilung - Männer sollen Geld verdienen, Frauen sich um den Haushalt und die Kinder kümmern - aus. Unter Ex-Jugoslawen ist die Ablehnung traditioneller Rollenbilder noch stärker: 65 Prozent der ersten und 72 Prozent der zweiten Zunwanderergeneration lehnen die traditionellen Geschlechterrollen ab. Auch die Einstellung zum nicht ehelichen Zusammenleben wird zunehmend liberaler, wie sich zeigte.

Gleichzeitig nimmt die Religiosität unter Zuwanderern ab. Zwar sind zum Beispiel muslimische Migranten konfessionell aktiver als geborene Österreicher, aber weniger als die Bevölkerung in ihren Herkunftsländern. Nur etwa ein Fünftel der befragten Zuwanderer ist politisch interessiert - beim Rest der Bevölkerung sind dies allerdings auch nur 27 Prozent. Stärker ist das politische Interesse allgemein bei aus der Türkei stammenden Personen.