Politik/Inland

Mehrheit für Kassenfusion, aber an Spar-Milliarde glaubt kaum jemand

Wem würden Sie am ehesten zutrauen, das Gesundheitssystem zu verbessern? Einer Ärztin, einer Gesundheitsmanagerin oder einem ehemaligen Jus-Studenten?

58 Prozent vertrauen laut aktuellem Gesundheitsbarometer von Public Opinion Strategies am ehesten auf Bundeskanzler Sebastian Kurz. Tropenmedizinerin und SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner kam bei der Befragung auf 43 Prozent.

Und Sozialministerin Beate Hartinger-Klein, immerhin ehemalige Vize-Generaldirektorin des Hauptverbands der Sozialversicherungen, liegt mit 32 Prozent hinter dem Vizekanzler und gelernten Zahntechniker, Heinz-Christian Strache (beide FPÖ).

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„Überraschend“ findet das Meinungsforscher Peter Hajek, verfüge Kurz doch über „keine ausgewiesene Expertise im Gesundheitsbereich. Ganz im Gegensatz zu Rendi-Wagner, die diesen Bonus aber nur ansatzweise für sich nützen kann“.

56 Prozent befürworten die Kassenreform, die Zustimmung sank aber im Lauf von einem Jahr Diskussion. Bei jenen, die klar „ja“ zur Reform sagen, ist der Balken von 33 auf 24 Prozent geschrumpft.

60 Prozent der Befragten wären für einen Ausgleich zwischen finanziell starken (z. B. Beamte) und schwachen Kassen (Gebietskrankenkassen), was die Regierung aber vermissen lässt.

Das Versprechen der Regierung, dass sich durch die Zusammenlegung der neun Gebietskrankenkassen eine Milliarde Euro einsparen lässt, glaubt kaum jemand. Nur vier Prozent sagen „ja, ganz sicher“, 33 Prozent sagen „nein, sicher nicht“.

Und was soll mit dem eingesparten Geld geschehen? Fast zwei Drittel wollen, dass es im System bleibt und in die medizinische Versorgung investiert wird – etwa in Kassenarztstellen.

Zwei-Klassen-Medizin

Bei der Frage, ob es in Österreich eine Zwei-Klassen-Medizin gibt, stimmen 79 Prozent „sehr“ und „eher“ zu. Diese Kritik ist nicht neu: Schon im Vorjahr bejahten die Frage 82 Prozent.

Das Gesundheitsbarometer wird alljährlich von der Wiener Ärztekammer in Auftrag gegeben. Deren Vizepräsident, Johannes Steinhart, sieht in den Ergebnissen der Befragung einen Auftrag an die Politik: „Das System weiter krank zu sparen, ist der falsche, mehr in die allgemeine Versorgung zu investieren, ist der richtige Ansatz.“