Politik/Inland

Umbau im Gesundheitsministerium: Männerpolitik ist gestrichen

Belustigt bis irritiert waren die Reaktionen, als der damalige Frauen- und Sozialminister Herbert Haupt (FPÖ) 2001 die „Männerpolitische Grundsatzabteilung“ gründete. Ihre Zuteilung: Sektion 6, Abteilung 6.

Unumstritten war damals zwar, dass es bei Männern spezifische Rechtsfragen – etwa bei Scheidung und Obsorge – und bei der Gesundheit gibt. Die damalige Opposition aus SPÖ und Grünen interpretierte die Einrichtung aber als rechtskonservative Retourkutsche für die Genderbewegung.

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Die Abteilung wird nun vom grünen Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober aufgelöst. In der neuen Geschäftsverteilung des Ministeriums scheint sie nicht mehr auf.

Auf KURIER-Anfrage erklärt man dort, dass die Männergesundheit mit der Frauengesundheit in der neuen Sektion VII zur "Gendergesundheit“ zusammengeführt werde. Und es werde auch weiterhin, wie gesetzlich vorgeschrieben, einen Gleichbehandlungsbeauftragten geben.

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Was aber mit Auflösung der Abteilung wegfällt, sind fixe Themenfelder wie "männerspezifische Aspekte der Gleichstellung“, "Identitätsbildung von Buben und männlichen Jugendlichen“, "Vereinbarkeit von Beruf und Familie – aktive Vaterschaft“ und Gewaltprävention.

Weiterentwicklung

Michael Eisenmenger, Wiener Urologe und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Männergesundheit (mann-und-gesundheit.at) sieht das als "Rückschritt“.

"In einer modernen Gesellschaft brauchen wir auch die Weiterentwicklung des Männerbildes.“

Michael Eisenmenger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Männergesundheit

2004 kam erstmals ein Männergesundheitsbericht heraus, Österreich sei damit führend in Europa gewesen. Vor zwei Jahren wurde ein "Strategieplan für Männergesundheit“ gestartet, er sollte das Pendant zum "Aktionsplan für Frauengesundheit“ werden. Das verläuft nun wohl im Sand, befürchtet der Mediziner.

Sein Appell: "In einer modernen Gesellschaft brauchen wir auch die Weiterentwicklung des Männerbildes.“ Noch immer gingen Männer seltener zum Arzt, noch immer werde es als "Schwäche“ angesehen, wenn ein Mann an Depressionen leidet.