Politik/Inland

Lugner als Politiker: Mit Achtungserfolgen und einer Forderung bis zuletzt

Es dauerte nur wenige Minuten, bis sich nach der Meldung über das Ableben von Richard Lugner auch Politiker zu Wort meldeten.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen etwa nannte Lugner "ein Wiener Original, das fehlen wird". Und: "Richard Lugner war eine Persönlichkeit mit großem Unternehmergeist, umtriebig und lebensfroh bis zuletzt, genauso schillernd wie seine international bekannten Logengäste, mit denen er den Wiener Opernball besuchte."

Bundeskanzler Karl Nehammer kondolierte: „Richard Lugner war ein erfolgreicher Unternehmer und eine schillernde Persönlichkeit. Ein österreichisches Original, das sich nie verbogen hat. Er ruhe in Frieden!“

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig meinte: „Sein Tod bestürzt mich zutiefst, mit Richard Lugner ist ein Wiener Original von uns gegangen.“ FPÖ-Parteichef Herbert Kickl und der 3. Nationalratspräsident Norbert Hofer bezeichnete Lugner als „schillernde Persönlichkeit und ein Stück Wiener Kulturgeschichte“. 

Der Wiener ÖVP-Stadtparteichef Karl Mahrer meinte, Lugners „unverwechselbare Persönlichkeit und sein Engagement in der Wiener Gesellschaft haben unsere Stadt weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.“ Und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger meinte: „Mit Richard Lugner geht eine Ära zu Ende. Ein leidenschaftlicher Unternehmer, politischer Kopf, schillernde Persönlichkeit und unglaublicher Entertainer ist nicht mehr. Das ist sehr traurig. Mein herzliches Beileid seiner Familie“.

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Lugner hatte sich nie zu einer Partei bekannt, auch wenn eine gewisse Nähe zu den Freiheitlichen zuletzt erkennbar war. Schließlich heiratete der Wiener FPÖ-Landespolitiker Leo Kohlbauer erst Ende Juni dieses Jahres Lugners Tochter „Jacky“ Jaqueline. Kohlbauer nahm dabei den Nachnamen seiner Frau an, es wird also wieder ein Lugner in der Politik aufscheinen.   

Wieder? Richard Lugner hatte immer wieder politische Ambitionen gezeigt, und dabei zumindest einmal einen Achtungserfolg eingefahren.

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„Im November 1997 entschloss ich mich, für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren und ich habe bei der Wahl am 19. April 1998 - 9,91% der Stimmen erhalten“, schriebt der Baumeister dazu auf seiner Homepage. Immerhin 413.066 Stimmen konnte Lugner als Kandidat auf sich verbuchen. „Hätte die FPÖ damals mich statt Dr. Klestil unterstützt, wäre es vermutlich zu einem zweiten Wahlgang gekommen, den ich als Herausforderer gewinnen hätte können“, meinte er selbstbewusst.

Das gute Ergebnis beflügelte ihn und seine damalige Ehefrau Christina dazu, 1999 auch bei der Nationalratswahl anzutreten. Doch er konnte nicht an seinen Erfolg vom Vorjahr anschließen, nur 46.943 Stimmen oder 1,02 Prozent machten ihr Kreuzerl bei „Die Unabhängigen – Liste Lugner“.

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Erst viele Jahre später, bei der Bundespräsidentschaftswahl 2016, stieg er erneut in den politischen Ring, er erreichte aber nur 2,26 Prozent (oder in absoluten Zahlen 96.783) der Stimmen. „Ich würde für mehr Glamour in der Hofburg sorgen, denn die politische Macht des Bundespräsidenten ist äußerst begrenzt“, kommentierte der damals 83-Jährige.

Ein wirtschaftspolitisches Thema begleite den Baumeister aber sein ganzen berufliches Leben, nämlich die rigiden gesetzlich geregelten Öffnungszeiten. Als Kaufhausbesitzer (Lugner-City in Wien am Gürtel im 15. Bezirk) kämpfte er vor allem für die Öffnung am Samstag, und später auch am Sonntag. 

Lugner argumentierte unter anderem, dass der stationäre Handel einen Nachteil gegenüber dem Online-Handel hat, der "ein 24-Stunden-Service" anbietet. Noch 2017 forderte er für sein Einkaufszentrum eine "eingeschränkte Sonntagsöffnung", damit man mit den Online-Händlern mithalten kann, und warb mit dem Spruch: „Damit die Wiener mit ihren G'schroppen am Sonntag nicht in Ungarn shoppen!“

2012, 2015 und 2017 hatte er um eine Öffnungszeiten-Ausnahmegenehmigung angesucht, damit er einen Sonntag im Monat zwischen 13.00 und 18.00 Uhr öffnen darf. Die Geichte lehnten seiner Forderung nach der geltenden Gesetzeslage ab, auch die Wiener Politik, von der Gewerkschaft bis zur Wirtschaftskammer, waren ebenfalls nicht auf seiner Seite. Politische Unterstützung könnte Lugner 2017 nur von zwei Parteien bekommen: Der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel und die NEOS wollten die Ladenöffnungszeiten komplett freigeben.