Mathematiker Taschner kandidiert für Kurz-ÖVP
Von Jürgen Klatzer
Eine neues Gesicht für die VP-Bundesliste: Der Mathematiker Rudolf Taschner wird bei der kommenden Nationalratswahl für die ÖVP auf den aussichtsreichen 7. Listenplatz kandidieren. Bundesparteiobmann Sebastian Kurz stellte den Naturwissenschaftler am Dienstag in der Aula der Wissenschaften der Öffentlichkeit vor. Taschner werde die ÖVP im Bereich Bildung und Wissenschaft vertreten.
Damit bleibt der VP-Chef bei seiner Strategie, politisch Unerfahrene auf die Bundesliste zu stellen. "Wenn wer Berufspolitiker sein will, dann soll er das sein", erklärte Kurz. Aber man müsse das nicht. "Ich bin immer dafür gestanden, dass auch Quereinsteiger eine Chance haben sollen." Efgani Dönmez ist zwar kein Quereinsteiger, aber vor seiner schwarzen Kür bei den Grünen ausgetreten. Ende Juli sorgte Kurz mit der Wahl von Kira Grünberg für eine Überraschung und Turbulenzen in Tiroler Landesorganisation.
"Wann, wenn nicht jetzt?"
Taschner, der wegen seiner Ambition, Mathematik der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, schon mal "Mathematik-Missionar" genannt wird, erklärte, dass er vor wenigen Tagen "eine große Überraschung" erlebt hat. Der Bundesminister hätte ihn angerufen und gefragt, ob er Interesse habe zu kandidieren. "Ich habe mich gefreut und hätte mich geärgert, wenn ich nein gesagt hätte", erzählte der Mathematiker. "Wann, wenn nicht jetzt?"
Der Mathematiker attestierte in seiner eigenen Präsentation dem VP-Chef drei Eigenschaften, die für die politische Zukunft wichtig sind: Mut, Weitblick und Verantwortungsbewusstsein. Taschner selbst betonte, dass er für einen Platz im Nationalrat kandidiere, ein Regierungsposten wurde ihm nicht angeboten. Der Mathematikprofessor soll Kurz im "Kampf gegen den Fachkräftemangel" unterstützen. Ein weiterer Schwerpunkt seien die MINT-Fächer, sagte Kurz. "Wir wollten jemanden, der genau in dem Bereich Experte ist."
Neben Taschner rittern zwei weitere bekannte Forscher um den Einzug ins Parlament - und zwar auf der Liste Peter Pilz: Die Biochemikerin Renee Schroeder und der Informatiker Hannes Werthner wurden vergangenen Freitag vorgestellt. Peter Pilz versprach den beiden Wissenschaftlern "vollkommen sichere Mandate".
Mitarbeit: Benjamin Schlöglhofer
Reaktionen: Taschner für Grüne "Klimawandel-Leugner"
Die Kandidatur Rudolf Taschners ist bei den Grünen auf Kritik gestoßen. Mit dem "Klimawandel-Leugner" treibe ÖVP-Obmann Sebastian Kurz seine "Klima-Ignoranz" auf die Spitze, so Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek in einer Aussendung.
Unwetter, Hitzewellen oder Überflutungen seien Fakten. Taschner habe diese jedoch als "Klimawandelwahn", "CO2-Alarmismus" und "Scheinproblem" verleugnet. Ihn als ÖVP-Wissenschaftssprecher zu nominieren, sei daher eine Verhöhnung der Opfer des Klimawandels, kritisierte Lunacek.
SPÖ-Chef und Bundeskanzler Christian Kern sagte, er schätze Taschner sehr, gleichzeitig betonte er, es sei bekannt, dass Taschner zu den Neokonservativen des Landes zähle - und damit passe er gut zur Liste von ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Die SPÖ selbst sieht Kern mit "Quereinsteigern" ohnehin gut aufgestellt und verwies dabei unter anderem auch auf "meine Wenigkeit".
Rudolf Taschner ist ein Akademiker wie er im Buche steht. Uniprofessor, Autor und Wissenschaftler des Jahres 2004. Die Auszeichnung erhielt der gebürtige Niederösterreicher für sein Projekt "math.space", dort wird Mathematik auf unterhaltsame Weise der breiten Bevölkerung vermittelt. Es läuft seit 2002 im Museumsquartier.
Seine akademische Laufbahn startete Taschner als Student der Mathematik und Physik an der Universität Wien. Heute ist seine Heimat die Technische Universität. Dort habilitierte er 1981 und ist an der TU, mit einem Zwischenstopp in Stanford, nach wie vor als Professor tätig.
"Natürlich gewinnt der Glaube gegen den Beweis"
Sehr aktiv ist der 64 Jährige auch als Autor. Taschner veröffentlicht am laufenden Band populärwissenschaftliche Bücher, etwa "Der Zahlen gigantische Schatten", oder "Rechnen mit Gott und der Welt". In seinem jüngsten Buch "Woran glauben" wird erstmals philosophisch (der KURIER traf sich mit Taschner, um ausführlich über das Buch zu sprechen). Seine Erkenntnis: "Natürlich gewinnt der Glaube gegen den Beweis." In der Kolumne "Querschreiben" der Tageszeitung Die Presse, veröffentlicht er von Zeit zu Zeit Gastkommentare.
Der also durchaus öffentlichkeitsaffine Professor ist politisch ein völlig unbeschriebenes Blatt. Wie Taschner diese Geschichte schreibt, bleibt abzuwarten.
Von Benjamin Schlöglhofer