Politik/Inland

"Liederliche Lieder": Burschenschafter verwehren sich gegen Skandalisierung

In der Affäre um das Liederbuch einer steirischen Verbindung, das antisemitische und rassistische Passagen enthält und im Besitz des freiheitlichen Nationalratsabgeordneten Wolfgang Zanger ist, haben sich am Dienstag auch die steirischen Burschenschafter zu Wort gemeldet. In einem Offenen Brief wehren sie sich "gegen den Versuch, aus historischen Liedertexten einen Skandal zu machen".


"Wir halten ausdrücklich fest, dass wir sowohl Antisemitismus wie auch Nationalsozialismus oder totalitäres Gedankengut kategorisch ablehnen", heißt es in dem Brief, der per Aussendung verbreitet wurde. "Dazu gehören selbstverständlich auch Lieder, die solche Ideologien verherrlichen." Die zuletzt kritisierten Lieder nennen die Burschenschafter "widerlich, manche sind abstoßend, manche peinlich und einige skurril". Solche Lieder gebe es aber in allen Schichten der Gesellschaft - und zu jedem Lied gebe es eine Geschichte, "einen historischen Zusammenhang und eine Erklärung", teilten die Unterzeichner des Briefs, darunter auch der ehemalige EU-Mandatar Andreas Mölzer (FPÖ), mit.


Einen Skandal sehen die Burschenschafter in dem Liederbuch daher nicht. "Die Lieder sind Teil unserer Geschichte", stellen sie fest. Das Buch beinhalte ein "Sammelsurium historischer Texte [...] aus verschiedensten Quellen", die den Angaben zufolge auch öffentlich zugänglich sind. "Zumindest eines der Lieder findet oder fand sich bis vor Kurzem sogar in den offiziellen Liederbüchern des ÖVP-nahen Mittelschüler-Kartellverbandes. Ein Teil der Persiflage auf die Österreichische Bundeshymne findet sich unter anderem in einer Bezirkszeitung der KPÖ aus dem Jahr 2012", schreiben die Burschenschafter weiter und vermuten - wie die FPÖ - andere Gründe für das Auftauchen des Liederbuchs: "Der Anstoß, den die Verse heute auslösen, ist wohl der anstehenden steirischen Landtagswahl geschuldet."

"Wir sind Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft - Anwälte, Notare, Ärzte, Unternehmer, Lehrer, Arbeiter, Angestellte und Musiker. Wir sind Steuerzahler, Kunst-, Musik-, Literaturliebhaber und Familienväter", schreiben die steirischen Burschenschafter und bieten an: "Wir sind gerne bereit, unsere Liedertexte zu diskutieren."