Politik/Inland

KURIER-Elefantenrunde: Sechs Polit-Kaliber, „ein Freund“ fehlte

Man richtet sich den Hosenbund, justiert den Krawattenknoten, sagt freundlich: „Grüß’ dich“ und „Servus“, nimmt noch einen Schluck Wasser, und es kann losgehen.

Routine. Jetzt, in der Hochphase des EU-Wahlkampfs, treffen die Spitzenkandidaten einander in verschiedenen Konstellationen beinahe täglich.

Am Montagabend bei der KURIER-„Elefantenrunde“ am Campus der Fachhochschule Krems herrscht schon lange vor Beginn reges Treiben. Der Saal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Aber einer fehlt.

„Unser Freund hat abgesagt“, ruft SPÖ-Kandidat Andreas Schieder seinem Gegenüber von der ÖVP, Othmar Karas, zu. Harald Vilimsky steckt bei Ungarns Premier Viktor Orbán in Budapest fest. „Der kann gleich dortbleiben“, meint Grünen-Kandidat Werner Kogler. Eigentlich aber schade für die drei, fehlt mit dem FPÖ-Mann doch ihr liebster Sparring-Partner.

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Vilimskys Vertretung ist in der Menge an Besuchern nicht leicht zu identifizieren, manche bemühen die Bildersuche auf Google: Roman Haider, außenpolitischer Sprecher der FPÖ und EU-Kandidat auf Listenplatz 4, erweist sich als würdiger Vilimsky-Ersatz. Der Oberösterreicher bringt es fertig, einen Werner Kogler schmähstad zu machen, indem er den Grünen-Chef in puncto Charisma und Hemdsärmeligkeit mit Italiens rechtem Innenminister Matteo Salvini vergleicht.

Routine? Wohl kaum.

Schieder kennt Roman Haider aus dem Nationalrat, der SPÖ-Mann und sein FPÖ-Konterpart sind vorher beim Tratschen und auch später vor Publikum per Du („Krieg dich wieder ein, Roman“).

Etwas isoliert wirkt Johannes Voggenhuber. Der Spitzenkandidat der Initiative „1 Europa“ definiert sich als „linksliberaler Grün-Politiker“, findet aber weder bei Claudia Gamon von den Neos, noch bei Ex-Parteifreund Kogler Anschluss. Voggenhuber kommt, steigt aufs Podium, fühlt sich neben den Kandidaten der Großparteien „wie Petersilie“ und attackiert jeden einzeln, steigt knapp zwei Stunden später wieder herunter und geht.

Mitten im Getümmel

Während Gamon, die jüngste im Bunde, recht früh und ohne Instagram-Posting verabschiedet, mischen sich mit Karas und Kogler zwei Polit-Veteranen unter die KURIER-Leser und die lokale Prominenz, darunter der Kremser Bürgermeister Reinhard Resch und FH-Chef Karl Ennsfellner.

Grünen-Chef Kogler führt seine neue Jutetasche aus – an den Kult-Slogan „Bio macht schön“ kommt die aber nicht heran, wird angemerkt.

ÖVP-Mann und früherer Vorzugsstimmen-Kaiser Karas erklärt einer Gruppe Studentinnen Europa. Daneben wartet sein Sohn Gabriel Karas geduldig. Er hat sich für den Wahlkampf seines Vaters Urlaub genommen.

Es scheint, ihnen wird das nie fad, nie zur Routine, und den Gästen fällt das positiv auf. „Man weiß, wofür jeder ungefähr steht,“ heißt es da etwa. Aber heute, so ein Student aus Wien, „war auch interessant, sie persönlich zu erleben und zu sehen, wer mit wem kann und mit wem nicht“.