Kanzler Kurz: Werden uns an Masken gewöhnen müssen
Es sei die "Ruhe vor dem Sturm", sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag, und präsentierte neue, noch schärfere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Ab Mittwoch sollen in den Supermärkten Mundschutzmasken verteilt werden. Als nächstes könnte eine Maskenpflicht auch in öffentlichen Verkehrsmitteln oder an anderen Orten im urbanen Raum kommen, sagte er am Montag in der "ZiB Spezial" im ORF.
Der Kanzler meinte bis vor Kurzem noch, dass Masken im Alltag nicht notwendig seien. Warum also jetzt doch?
Im ORF-Interview erklärte er, dass es bei der Bedeckung von Mund und Nase vorrangig nicht darum gehe, sich selbst zu schützen, sondern darum, die Ansteckung anderer zu verhindern, wenn man die Symptome selbst (noch) nicht spürt.
"Wenn alle mitmachen, dann ändert das in Summe etwas", betont Kurz.
Er stehe in Kontakt mit asiatischen Staaten, die es bereits geschafft haben, das Virus einzudämmen. "Deren wichtigster Hinweis war: Wir machen in Europa einen großen Fehler, nicht auf Masken zu setzen", sagt Kurz, der auch einräumt: "Für uns ist das etwas Kulturfremdes, aber wir werden uns daran gewöhnen müssen."
Maske per Post
Die Verteilung der Masken starte über die Supermärkte, da dort täglich viele Menschen ein- und ausgehen. Es sei nicht einfach, die nötigen Millionen von Einweg-Masken zu beschaffen. Sobald am Weltmarkt mehr verfügbar sind, werde man die Verteilung ausweiten. Kurz meint, es könnten zum Beispiel Masken per Post an die Haushalte verschickt werden. Derzeit seien aber Supermärkte der beste Verteilungskanal.
Zur Frage, wo noch eine Maskenpflicht kommen könnte, meinte Kurz: "Wir werden mit Hausverstand vorgehen. In einem Dorf mit 100 Einwohnern, wo man stundenlang im Kreis gehen kann, ohne jemandem zu begegnen, wird man keine Maske aufsetzen müssen."
Fokus auf urbanen Raum
Sinn ergeben diese Schutzmaßnahmen an Orten, die (trotz Ausgangsbeschränkungen) von einer Vielzahl an Menschen frequentiert werden. Zum Beispiel in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder im urbanen Raum, sagt Kurz.
Wenn sich das Tragen von Masken durchsetzt, sei es auch einfacher, die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen - so könnten etwa die Geschäfte wieder aufsperren, wenn ihre Kunden sich schützen. Derzeit sind ja nur Supermärkte und Geschäfte für den täglich notwendigen Bedarf offen.
Im Anschluss erklärte sich Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) in der "ZiB2" - und bekräftigte, dass es sinnvoll sei, die Maskenpflicht noch auszuweiten.
In Ländern wie Tschechien ist die Maske seit Mitte März immer Pflicht, sobald jemand seine Wohnung verlässt. So weit würde Kogler in Österreich offenbar nicht gehen wollen.
Eine Maskenpflicht sei an Orten, die von vielen Menschen frequentiert werden, aber durchaus sinnvoll. Er nannte etwa auch Spaziergänge - aber eher im urbanen und weniger im ländlichen Raum.
"Masken sind zusätzlicher Schutz"
Der Vizekanzler nahm auch Stellung zur Kritik an der Maßnahme: Das Tragen von Schutzmasken wurde zuletzt als wenig sinnvoll beurteilt. Die WHO rät gesunden Menschen sogar davon ab: Durch falsches Anlegen und Abnehmen der Masken entstehe erst recht ein Infektionsrisiko, wurde am Montag noch einmal betont.
Kogler erklärt dazu: Die Mund- und Nasenschutzmasken seien eine "sinnvolle, zusätzliche Maßnahme", und kein Ersatz für die beiden anderen Gebote: Abstand halten und Hände waschen. Je mehr Menschen sich daran halten, desto besser.
Und auf die Frage, wie lange die Bevölkerung die Einschränkungen noch akzeptieren wird, sagt er: "Wir werben dafür, dass die Menschen die Vorgaben befolgen. Es muss das Ziel aller sein, Menschenleben zu retten."