Politik/Inland

Integration: Zwei Migrationswellen treffen Österreich

Wie schnell leben sich Zugewanderte und Geflüchtete ein? Wie gut klappt ihre Integration am Arbeitsmarkt, wie steht es um Ausbildung und Gesundheit? Seit mehr als zehn Jahren werden Fragen wie diese im Integrationsbericht beantwortet. 

Der Bericht für 2021 wurde am Montag präsentiert. Und da in der Ukraine seit Februar ein Krieg tobt und die Zahl der Asylwerber gleichzeitig stark zunimmt, spricht ÖVP-Integrationsministerin Susanne Raab von zwei Migrationswellen, die Österreich treffen.  „Das Jahr 2022 stellt uns vor eine Mammutaufgabe.“


„Mammutaufgabe“

Laut  Integrationsbericht 2021  sind mehr als 80.000 Vertriebene  (Stand Juli) aus der Ukraine  bislang nach Österreich gekommen. Die Mehrzahl der Ukrainerinnen und Ukrainer ist gut ausgebildet, zeigt eine hohe Motivation zu arbeiten und ist neue Zielgruppe in Sachen Integration, weil es sich vor allem um Frauen und Kinder handelt. So müssen etwa bei Deutschkursen vermehrt Kinderbetreuungsmöglichkeiten eingerichtet werden – weil die Frauen die Kurse sonst nicht absolvieren können. Der Expertenrat, vertreten durch  Vorsitzende Katharina Pabel, befundet eine „relativ schnelle“ Aufnahme von Ukrainern bei Sprachkursen und am Arbeitsmarkt.

„Migrationsviertel“

Generell hat mittlerweile fast jede vierte in Österreich lebende Person Migrationshintergrund; das sind rund 2,24 Millionen Menschen.  Unabhängig von den aus der Ukraine Vertriebenen ist  die Zahl der Asylwerber insgesamt stark gestiegen. Im Vorjahr wurden rund 40.000 Asylanträge gestellt  – was ein Plus von 170 Prozent im Vergleich zu 2020 darstellt. Wer hat konkret  Asyl bekommen? Im Vorjahr waren das rund 12.000 Menschen. Die meisten davon stammen aus Syrien (6.900), Afghanistan (2.600) und dem Iran (600). 

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Insgesamt wird so die Bevölkerungszahl hochgehalten. „Ohne Zuwanderung würde Österreich schrumpfen“, sagt Tobias Thomas, der Chef der Statistik Austria. 
Im europäischen Vergleich liegt Österreich mit einem Anteil der Zugewanderten an der Bevölkerung von 20 Prozent gemeinsam mit Schweden (20 Prozent) auf Platz 5; noch höher ist der Anteil  in Luxemburg, der Schweiz, Malta und Zypern. Zu den Top 3 Nationen ausländischer Staatsangehöriger in Österreich zählen Deutschland (218.347), Rumänien (140.454) und Serbien (121.643).

Herausforderung Job

Was den Arbeitsmarkt angeht, sind durchaus noch Anstrengungen nötig, um Menschen mit Migrationshintergrund in Beschäftigung zu bringen. Zwar hat sich die Beschäftigungslage der Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten aus den wesentlichen Herkunftsländern der letzten Jahre  (Syrien, Afghanistan, etc.) mit einer Steigerungsrate von 21 Prozent deutlich verbessert.  Trotz allem sind die Arbeitslosenquoten von Syrern, Afghanen und Irakern aber deutlich höher als im Schnitt, wobei bei all diesen Herkunftsländern de facto die Hälfte der Frauen keinem Job nachgeht. 

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„Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund sind besonders stark von gesellschaftlichen Entwicklungen, wie der massiven Teuerungswelle oder der Corona-Pandemie, betroffen“, sagt Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas, in Reaktion auf den Integrationsbericht. „Für ein gutes Miteinander braucht es ein entsprechendes Budget. Es reicht nicht, Integration zu fordern. Man muss sie auch fördern und finanzieren.

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