IHS-Forschungsprojekt: "Es bräuchte ein 'MeToo' in der Reinigungsbranche"
Ein Forschungsprojekt des Instituts für Höhere Studien (IHS) stellt der Reinigungsbranche in Österreich kein gutes Zeugnis aus. Die überwiegend weiblichen Reinigungskräfte seien auf Plattformen wie Haushaltshilfe24 und Betreut.at regelmäßig mit sexueller Belästigung und Übergriffen konfrontiert, auch Lohndumping stünde auf der Tagesordnung, sagte Projektleiterin und IHS-Senior-Researcher Laura Wiesböck am Mittwoch. "Es bräuchte ein 'MeToo' in der Reinigungsbranche."
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Das IHS hat deshalb eine neue Website (gigclean.net) gelauncht, auf der sich Haushaltsreinigungskräfte in 16 Sprachen über arbeitsrechtliche Fragen sowie Möglichkeiten bei Belästigung oder Bedrohung informieren können. Schätzungen zufolge hat jeder siebente Haushalt in Österreich eine Reinigungskraft, 97 Prozent davon arbeiten schwarz. "Ein überdurchschnittlich hoher Anteil betrifft Frauen mit Migrationshintergrund", sagte Wiesböck bei einem Online-Pressegespräch.
Frauen erleben regelmäßig unerwünschte sexuelle Übergriffe
Plattformen fungierten als Vermittler zwischen Kunde und Reinigungskraft, würden aber keine Verantwortung bei Belästigung oder Bedrohung übernehmen oder wenn ein Deal kurzfristig doch nicht zustande kommt, so Wiesböck. In Interviews berichteten nahezu alle von Wiesböck und ihrem Team befragten Frauen, regelmäßig unerwünschte sexuelle Übergriffe und Kommentare zu erleben. "Das reicht von Anfragen, nackt zu putzen bis zu Fragen, ob man gleich in der Wohnung einziehen möchte", berichtete die Projektleiterin.
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Ein Überangebot auf solchen Plattformen führe auch zu Lohndruck. Problematisch sieht Wiesböck auch, dass Auftraggeber die Reinigungskräfte bewerten könnten aber nicht umgekehrt.