Schilling erklärt, "die letzten Tage waren turbulent", Kogler entschuldigt sich für "Gefurze"
Sonne, Sand unter den Füßen, Entspannung: Das ist das Image, für das die Wiener Strandbar Hermann steht. Und in "normalen" Zeiten wäre es ein guter Platz gewesen, um sympathisch wahlzuwerben.
Doch es sind alles andere als gewöhnliche Zeiten und es ist kein normaler Wahlkampf. Jedenfalls nicht für die Grünen. Am Freitag präsentierten die Grünen ihre zweite Plakatwelle mit Lena Schilling.
Nach Slogans wie "Herz statt Hetze" oder "Klima braucht Herz" wollen die Grünen mit neuen Plakaten bei Wählern, Sympathisanten und Unentschlossenen punkten. "Weil's ums Klima geht", "Weil's um deine Zukunft geht" oder "Weil's um Europa geht" sollen überzeugen.
Kurz nach 11 Uhr treten Lena Schilling, Grünen-Chef Werner Kogler und Generalsekretärin Olga Voglauer vor die Presse. "Die letzten 10 Tage waren gelinde gesagt turbulent", beginnt Schilling.
Diskutiert werde der Vergleich, der Rücktritt von Clemens Stammler von seinem Nationalratsmandat. "Man hätte es gut damit sein lassen können", so Schilling. Auch ihr Vorwurf, Klubchefin Sigrid Maurer habe sich ihr genähert, sei nicht richtig. Auch, dass sie einen Journalisten in Misskredit bringen wolle, stimme nicht. Lena Schilling wolle die Gelegenheit nutzen, alle erhobenen Vorwürfe der vergangenen Woche nochmals in einen Kontext zu setzen, "einzuordnen", wie sie sagt.
"Ich wollte mein Privatleben schützen"
"Ich wollte mein Privatleben schützen", sagt die 23-Jährige. Sie habe vielleicht "zu sehr gemauert", räumt sie ein. Daraus wolle sie lernen. "Ich bin nicht aus Teflon", wird Schilling später sagen.
Es sei ihr vor dem Wahlkampf klar gewesen: "Da kann was kommen". Sie sei derselbe Mensch wie jener zu Beginn ihrer Kandidatur. Ob sie an Rücktritt gedacht habe, das beantwortet Schilling auf mehrfache Nachfrage nicht. Sie wolle in den kommenden Wochen laufen, die "Herzen zurückgewinnen". Und zwar mit "sauberer Energie statt Blut-Gas". Es gehe um eine "Frage von Freiheit und Leistbarkeit" im Bereich des Öffentlichen Verkehrs. Europa brauche starke grüne Stimmen und "diese Wahl ist eine Klima-Wahl".
"Die Pferde sind mit mir durchgegangen"
Grünen-Chef Werner Kogler nutzt hernach die Gelegenheit, um sich für seine Replik bei der Pressekonferenz am Tag nach Publikwerden der Vorhalte und Vorwürfe gegen Schilling zu entschuldigen. Kogler bezeichnete diese vergangene Woche als "Gemurkse" und "Gefurze".
Ohne die Worte erneut in den Mund zu nehmen, sagt der Vizekanzler, es sei "nicht schlau und unintelligent" gewesen. Und: "Die Pferde sind mit mir durchgegangen".
Der Grünen-Chef betont dann die Gefahren, die mit einem Rechtsruck einhergehen würden. Es gehe um eine "Klima-Wahl", eine "Richtungsentscheidung", wie Olga Voglauer sagt.
Die Generalsekretärin ist es auch, die sich und die grüne Kommunikationslinie am Ende der Pressekonferenz erklärt und Sebastian Bohrn Mena als Hauptbeteiligten ins Treffen führt. Voglauer habe am 3. April eine SMS von Bohrn Mena erhalten, darin enthalten die bekannten Vorwürfe gegen Schilling. Man habe Anwälte eingeschalten und - so Voglauer -auch Informationen gesammelt. "Ja, wir haben ein Dossier".
Die schlechten Umfragewerte nach den Ereignissen sieht Schilling auf Nachfrage als "natürlich" an. Sie sei sich aber sicher, dass man das Vertrauen zurückerlangen kann. "Wir werden nicht von deiner Stelle weichen", sagt Voglauer auf Nachfrage, ob man über einen Rücktritt Schillings nachgedacht habe. Dass die Ex-Grünen-Chefin Madeleine Petrovic nun antritt, stehe jedem und jeder frei, befindet Kogler.
Die Grünen seien per se immer "eine Bündnispartei" gewesen, so Werner Kogler, der die Partei nach dem Ausscheiden aus dem Parlament 2017 zwei Jahre später wieder in den Nationalrat brachte.