Politik/Inland

Coronavirus: Problem fehlerhafter Masken nicht nur in Tirol

Aus China importierte Gesichtsmasken weisen Mängel auf und sind im Medizinbereich daher unbrauchbar. Entsprechende Meldungen machten zuletzt die Runde. Dabei ging es zunächst aber nur um Masken für Südtirol und Tirol. Das Problem dürfte aber großflächiger sein.

20 Millionen Masken aus China

Wie das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hat das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) im Auftrag der Republik 20 Millionen Atemschutzmasken beim selben chinesischen Hersteller angefordert, der unbrauchbare Ware nach Südtirol verkauft hat. Laut dem Roten Kreuz wurden jedoch andere Chargen bestellt als nach Südtirol geliefert wurden. Die Bestellung ist nach wie vor aufrecht. Ein Teil der Bestellung, nämlich 1,7 Millionen Masken, ist bereits eingetroffen.

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) bezeichnete die Bestellung des Roten Kreuzes bei einer Pressekonferenz am Donnerstag als "vollkommen in Ordnung". Eine Bestellung löse noch keine Lieferung und keine Bezahlung aus.

Die Masken würden geprüft und man habe die Einhaltung von Qualitätsstandards eingemahnt, so die Ministerin. Das Rote Kreuz habe eine "Lieferkette" in Gang gesetzt, ob die Qualität den FFP-Standards entspreche, werde selbstverständlich kontrolliert, bevor die Ware ausgegeben wird.

"Chargen durchaus unterschiedlich"

Grundsätzlich wären Chargen vom selben Hersteller "durchaus unterschiedlich", betonte Schramböck. Sie gab damit zu verstehen, dass nicht zwangsläufig vom Erhalt mangelhafter Masken auszugehen sei.

Laut "profil" sollen aber auch bei den bisher nach Österreich gelieferten Masken Qualitätsprobleme aufgetreten sein. "Die Masken wurden einer Prüfung unterzogen und sie werden derzeit entsprechend der festgestellten Schutzklasse gekennzeichnet", schreibt demnach das ÖRK. Und weiter: "Ein Teil der Bestellung entspricht der Schutzklasse FFP2 ein anderer Teil erreichte diesen Standard nicht, wurde abgewertet und wird als Mund-Nasen-Schutz zum Einsatz kommen. Durch diese Prüfungen konnten zwei Chargen definiert werden, die der Schutzklasse FFP2 entsprechen, der Rest der insgesamt 20 Mio. Masken wird aus diesen Chargen bezogen. Diese Bestellung wurde ebenfalls im Auftrag der Republik und nach der Freigabe des Gesundheitsministeriums getätigt."

Passform stimmt nicht

Wie die APA aus dem Bundesheer, das die Südtirol-Masken geprüft hat, erfuhr, liegt das Problem der Masken in der Passform und nicht beim Material. Das Vlies sei in Ordnung, aber die Masken sitzen nicht richtig und dichten nicht ab, weil sie für asiatische, rundere Gesichter geschneidert seien. Laut Gutachten verschieben sich die Masken schon "bei einfachen Mundbewegungen" und "stellen auch an den Wangen auf".

Der SPÖ-Abgeordnete Max Lercher hat eine Anfrage an das Wirtschaftsministerium gestellt, mit der er die Vorgänge rund um die Südtiroler- bzw. Tiroler-Maskenbestellung klären will. Indes berichtete das Südtiroler Onlineportal "Salto.bz", dass der Südtiroler Sanitätsbetrieb den Prüfbericht des Wiener Amts für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT) zu den im März von einer großen medialen Inszenierung begleiteten Masken-Lieferung geheim gehalten haben soll. Das Material wurde damals nicht nur von der AUA nach Wien eingeflogen und vom Bundesheer nach Südtirol gebracht. Ein Teil davon hätte auch in Tirol eingesetzt werden sollen, wurde aber nach der negativen Prüfung des ARWT und einer zusätzlichen Prüfung des deutschen Unternehmen Dekra nicht verwendet.

In Italien sollen die Masken dagegen im Medizinbereich verwendet worden sein. Der "Standard" zitiert den Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs, Florian Zerzer, damit, dass die Mitarbeiter angewiesen worden seien, "auf die Passform zu achten" und sie nicht in Intensivstationen zu nutzen. Denn die Verwendung als FFP2-Masken sei in Ordnung, so Zerzer. Das Gutachten des Amts für Rüstung und Wehrtechnik besage, dass die Masken gut seien, wenn man sie auf korrekten Sitz prüfe. Mittlerweile seien diese Masken in ganz Italien verteilt worden.