Politik/Inland

Kein Plan für die Massenimpfung: "Das ist erbärmlich"

Offiziell werden in den Kühlanlagen bereits 63.000 Impfdosen gebunkert, verabreicht wurde der Pfizer-BioNTech-Impfstoff bis zum Silvestertag aber erst 6.000 Menschen. Wie viele Menschen seit dem 1. Jänner geimpft wurden, konnte das Gesundheitsministerium bis Montagabend nicht beantworten. „Wir rufen gerade die Länder durch, um die Zahl zu ermitteln“, hieß es dazu aus dem Ministerium. Ein Einmeldesystem gibt es offenbar noch nicht. Am Dienstag dann die Antwort: 8.360 Impfdosen wurden bisher ausgeliefert - wie viele davon genau an wen verimpft wurden, ist aber nach wie vor nicht bekannt. Nur so viel: "Sie müssen gleich nach der Zuteilung verimpft werden", teilte dazu ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der APA mit - mehr dazu hier.

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In dieser Woche werden weitere 63.000 Impfdosen von Pfizer angeliefert. Sprich: Rund 120.000 Dosen wären dann in Österreich verfügbar, doch der großflächige Impfstart ist erst für 12. Jänner angesetzt.

Allerdings: Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker behauptet, dass er aus seriösen Quellen wisse, dass bereits 150.000 Impfkontingente verfügbar seien.

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Davon will das Gesundheitsministerium nichts wissen. „Der Impfstoff wird in Fläschchen geliefert. Aus einer Flasche kann man fünf Dosen abfüllen, aber manche meinen, dass auch sechs Dosen möglich wären, vielleicht ergibt das den Mengenunterschied“, heißt es aus dem Büro von Anschober.

Auch die SPÖ ist über das Schneckentempo verärgert. „Dass 63.000 Impfstoffe gebunkert werden und nicht verimpft werden, ist grob fahrlässig. Die SPÖ hat zur Impfstrategie eine parlamentarische Anfrage einbracht“, so SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner.

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Selbst die Mediziner sind mittlerweile irritiert, warum man beim Impfen in Österreich nicht mehr aufs Tempo drückt, riskiert man damit doch in den Altersheimen Neuinfektionen. „Die Bevölkerung soll möglichst schnell die Möglichkeit bekommen, geimpft zu werden. Das ist die große Chance, die Pandemie zu bekämpfen“, forderte Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer.

Unverständnis bei Auer

Die Kärntner Ärztekammerpräsidentin Petra Preiss kritisiert, dass es „keinen adäquaten Pandemieplan und keinen Plan für Massenimpfungen“ gibt. Das sei „erbärmlich“, lautet ihr Fazit.

Einer der wenigen, die das anders sehen, ist ausgerechnet der Sonderbeauftragte des Ministeriums, Martin Auer. Er zeigte sich im Ö1-Mittagsjournal angesichts der Forderung, doch endlich mit den Impfungen in die Gänge zu kommen, verwundert. Erst wenn es beim Impfstoff eine „kritische Größe gibt, dann kann man impfen, was das Zeug hält“. Erst mit über 100.000 Impfdosen sei diese kritische Größe erreicht, um „flächendeckend in über 900 Pflegeheimen und Covid-Stationen impfen zu können“, argumentierte Auer. Und verteidigte weiterhin den Impfstart am 12. Jänner:

Das sei „immer so angekündigt gewesen“. Davon will er offenbar auch keinen Millimeter abrücken.

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Einige Länder gehen jetzt ihren eigenen Weg. Wien, Niederösterreich, Kärnten und auch Salzburg starteten diese Woche mit den Impfungen. Burgenland bleibt beim Termin 12. Jänner.

Die Logistik ist komplex: Über den Impf-E-Shop können Alters- und Pflegeheime ab morgen den Impfstoff ordern. 17 Verteilerzentren gibt es in Österreich. Zwei bis drei Stunden dauert das Auftauen des Impfstoffs. Dann werden die Fläschchen mit Spritzen und dem benötigten Lösungsmittel an die Heime geliefert. 120 Stunden sind ab dem Auftauen Zeit, bis der Impfstoff verabreicht sein muss. Davor müssen die Ärzte die Zustimmungserklärung von den Patienten einholen und prüfen, ob Allergien oder Ausschlussgründe vorliegen. Der Impfstoff wird von speziell ausgebildetem Personal aufgezogen und verdünnt.

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