Alles neu in der digitalen Arbeitswelt
Von Michael Bachner
Berufe verschwinden, Berufe verändern sich, neue Berufe entstehen – in einem bisher unbekannten Tempo. Die digitale Arbeitswelt der Zukunft ist längst Realität.
Lisa-Maria Kepplinger ist Social-Media-Managerin bei der Österreichischen Post. Ein Beruf, den es vor ein paar Jahren noch gar nicht gegeben hat.
„Zu Beginn war unser Facebook-Auftritt fast ein reiner Beschwerdekanal. Jetzt bieten wir viel mehr Service und machen beispielsweise auf Instagram auch Stories von hinter den Kulissen“, sagt die 29-Jährige über ihr Aufgabengebiet.
Dolmetscher-Arbeit
Die junge Frau verantwortet in der Presseabteilung der Post jene Inhalte, die das Unternehmen aus Werbe- und Imagegründen auf den diversen Internet-Kanälen von Facebook über LinkedIn bis Xing heraus gibt. Twitter und Youtube sollen 2019 verstärkt dazu kommen. „Man muss neugierig sein in diesem Beruf, man muss Spaß haben, Dinge auszuprobieren, und oft komplizierte Inhalte kompakt übersetzen. Das ist auch Dolmetscher-Arbeit.“
Ausdeutschen muss man in der Debatte über die Arbeitswelt der Zukunft noch vieles. Vor allem Sorgen und Ängste, dass der Computer, der Roboter, die künstliche Intelligenz dem Menschen die Arbeit ab- und damit bald wegnimmt. Jeder zweite Job ist vom Aussterben bedroht, sagte eine Oxford-Studie schon 2013 voraus. Doch solch düsteren Szenarien stehen auch optimistische Zukunftsbilder gegenüber, in denen intelligente Maschinen die Arbeit erleichtern, die Produktion wesentlich günstiger machen und so neue Absatzchancen und Betätigungsfelder für Unternehmen und ihre Beschäftigten bieten. Das funktioniert auch in sehr alten Berufen – wie beispielsweise bei den Steinmetzen.
Zu den längst üblichen „Werkzeugen“ – vom Handy, über den Computer bis hin zur virtuellen Visitenkarte des Unternehmens, der Homepage – kommt bei Steinmetz-Betrieben immer öfter die 3D-Design-Software am superschnellen Rechner dazu. Und später der Hochleistungs-Fräsroboter etwa für den Naturstein-Waschtisch, gefertigt aus einem wuchtigen Marmorblock. Denn längst produziert der moderne Steinmetz-Betrieb nicht mehr nur Grabsteine, erzählt Bundesinnungsmeister Wolfgang Ecker aus dem Berufsalltag seiner Kollegen und von den „Riesenchancen, intensiver als je zuvor auf die individuellen Wünsche unserer Kunden eingehen zu können“.
Der Fachkräftemangel verschärfe den Trend zur Automatisierung, sagt Ecker. Letztlich sei der Einsatz der neuen Maschinen eine Frage der Präzision, aber ebenso eine Zeit- und damit Kostenfrage.
Für viele neue Berufe fehlt uns heute schlicht die Fantasie, antwortet die Denkfabrik Agenda Austria den Skeptikern dieser Entwicklung und zitiert historische Innovationsbeispiele, die – zumindest für eine gewisse Zeit – nicht weniger, sondern mehr Arbeit brachten. Etwa die Holzgraveure, die 1470 in Augsburg auf die Barrikaden gingen, als die ersten Bücher mit gedruckten Illustrationen erschienen. Der Beruf des Graveurs starb aber nicht aus, im Gegenteil. Denn auch die unzähligen neuen Drucktafeln mussten mit Illustrationen versehen werden.
Menschlicher Vorteil
Ob auch in der Fabrik 4.0 noch Platz für den Menschen ist, weiß niemand zu sagen. Fix scheint für Fachleute, dass die künstliche Intelligenz die Arbeitswelt umkrempeln wird, wie wohl keine Technologie zuvor.
Manche Technik wird in wenigen Jahren Alltag sein – ob beim Arzt, beim Anwalt oder in der Zeitungsredaktion. Manches wird sich vielleicht auch nie durchsetzen: Sei es der Massage-Roboter, die Tätowier-Maschine oder der Frisuren-Automat.
Ein paar Vorteile hat der Mensch gegenüber der Maschine ja zweifelsohne. Und wenn auch nur dort, wo das Zwischenmenschliche noch einen Wert hat.