Politik/Ausland

Zwei Israelinnen durch Raketen aus dem Gazastreifen getötet

Im Süden Israels sind am Dienstag zwei Frauen durch Raketen aus dem Gazastreifen getötet worden. Wie der israelische Rettungsdienst Magen David Adom mitteilte, starben die beiden 65 und 40 Jahre alten Frauen in der Küstenstadt Aschkelon. Ein Sprecher machte den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen für die Todesfälle verantwortlich.

Dutzende Raketen wurden aus dem Gazastreifen auf israelische Städte abgeschossen, Zivilisten flohen  in Schutzräume. Israels Luftwaffe bombardierte Ziele in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer, Menschen werden getötet. In zahlreichen arabischen Ortschaften in Israel kommt es zu Ausschreitungen wie seit langem nicht mehr.

Alle Inhalte anzeigen

Seit Montag wurden von militanten Palästinensern mehr als 300 Raketen aus dem Gazastreifen Richtung Israel abgefeuert. Mehr als 90 Prozent davon wurden nach Angaben der israelischen Armee vom Abwehrsystem Iron Dome abgefangen. Mindestens 30 Israelis wurden aber verletzt.


Die radikalislamische Hamas hatte zuvor gedroht, in Asckelon ein „Inferno“ anzurichten, sollten bei israelischen Angriffen auf den Gazastreifen weitere Zivilisten getötet werden. „Am Ende werden die Palästinenser gewinnen“, erklärte Hamas-Führer Ismail Haniyeh.

Sperrzäune am Damaskustor

Die Gewalt hat sich scheinbar plötzlich entladen - die Spannungen zwischen beiden Seiten brodeln allerdings schon seit einem Monat.
Als Ausgangspunkt gilt der Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan am 12. April. Palästinenser in Jerusalem reagierten zornig drauf, dass die israelische Polizei Sperrzäune am Damaskustor aufstellte. Dies hinderte sie daran, sich auf Treppenstufen des Vorplatzes zu setzen, der im Ramadan als beliebtester Treffpunkt in Jerusalem gilt. Viele junge Palästinenser im arabisch geprägten Ostteil der Stadt sehen darin eine Demütigung.

Die Anlage mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen.

Nach israelischer Darstellung haben Palästinenser die Krawalle lange vorbereitet und in der Moschee auch Steine gehortet. Für Zunder sorgt auch die drohende Zwangsräumung palästinensischer Familien im Viertel Scheich Dscharrah.

Unter arabischen Einwohnern bestehe große Sorge, „dass Israel sie enteignen und dazu zwingen will, die Stadt zu verlassen“, sagt der palästinensische Politikwissenschaftler Dschihad Harb. „Es herrscht ein Gefühl der großen Verzweiflung - nicht nur in Jerusalem, sondern in den gesamten besetzten Gebieten. Es gibt keine Perspektive, keine Friedensverhandlungen, keine politische Lösung.“

Der Frust der jungen Palästinenser

Der Traum eines unabhängigen Palästinenserstaates sei immer weiter in die Ferne gerückt, während Israel seine Siedlungen ausbaue. Dazu kommt der Frust unter jungen Palästinensern über die Absage der für den 22. Mai geplanten Parlamentswahl. Es wären die ersten seit 15 Jahren gewesen.

Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas nannte als Grund, dass Israel Wahlen in Ost-Jerusalem nicht zulasse. Manche sehen darin jedoch eine Ausrede, mit der der 85-Jährige eine Niederlage seiner zersplitterter Fatah-Bewegung verhindern will. Die islamistische Hamas im Gazastreifen, die sich Erfolgschancen ausgerechnet hatte, machte allerdings Israel verantwortlich.

Der Tod der zwei Israelinnen in der unter Dauerbeschuss stehenden Küstenstadt Aschkelon wird die Spirale der Gewealt vermutlich weiter drehen.