Warum Finnland so gut durch die Corona-Pandemie kommt
Von Jens Mattern
„Die Gesamtmortalität in Finnland liegt heuer auf dem Niveau der Vorjahre“, ließ das finnische Gesundheitsministerium kürzlich wissen. In der Tat: Finnland hat Corona im Griff. Es ist das Land mit der geringsten Infektionsrate innerhalb der EU – gerade einmal 20.000 aktuell Infizierte, keine 300 neuen Fälle pro Tag. Von einer zweiten Welle kann keine Rede sein.
Mit seinen verstreut lebenden Bewohnern (5,5 Millionen) hat die Republik im Norden eine gute Ausgangsposition, trotz überalterter Gesellschaft (ein Fünftel ist über 65 Jahre alt).
Bei jedem Corona-Fall in Altersheimen werden Personal und alle Bewohner getestet. Das Testvolumen ist insgesamt hoch – auf 1.000 Einwohner kamen bislang knapp 300 Tests. Bei der Nachverfolgung hilft die App „Corona Flash“, die 2,5 Millionen Finnen auf ihrem Smartphone haben. Der hohe Stand der Digitalisierung macht Homeoffice leicht. Und der Drang nach Geselligkeit ist bei den Finnen recht schwach ausgeprägt.
Ein anderer Faktor ist das Vertrauen. Die sozialdemokratische Regierungschefin Sanna Marin zeigte schon nach dem ersten Fall Ende Februar stark Präsenz und versprach eine offene Kommunikationspolitik und Transparenz. Anfang März wurde ein strenger Lockdown beschlossen, Ende März der Großraum Helsinki abgeriegelt.
Danach wurden die Maßnahmen wieder zurückgefahren. Dank der klaren Ansagen gibt es keine nennenswerte Corona-Skeptiker-Bewegung in Finnland. Heute sind Restaurants und Kneipen offen, in fünf „Risikobezirken“ gibt es eine Sperrstunde um 23 Uhr.
Einen Rückschlag gibt es für eine finnische Tradition – in manchen Regionen sollen nun die öffentlichen Saunen geschlossen werden.