Warum das abgeschottete Eritrea Russland die Treue hält
141 Staaten verurteilten am Mittwoch im Rahmen der UN-Vollversammlung den Angriff Russlands auf die Ukraine und stimmten für ein Ende des Krieges. Es gab 35 Enthaltungen und fünf Gegenstimmen: eine – wenig überraschend – von Russland selbst, und jeweils eine von Belarus, Syrien, Nordkorea und dem kleinen afrikanischen Staat Eritrea.
Wer ist dieses Land, das sich seit jeher so treu auf die Seite des russischen Aggressors stellt?
Die meisten der afrikanischen Staaten enthielten sich der Abstimmung – wohl um es sich vor allem wirtschaftlich und sicherheitspolitisch nicht sowohl mit China und Russland aus auch mit der EU und den USA zu verscherzen. Die EU ist nach China der ein weitaus bedeutenderer wirtschaftlicher Partner als Russland.
In Eritrea ist der Machthaber Isaias Afewerki seit Langem um eine enge Zusammenarbeit mit Russland bemüht – und inzwischen auch mit China. Medienberichten zufolge gehört das von ihm seit 1993 regierte ostafrikanische Land zu den repressivsten und am stärksten abgeschotteten Ländern der Welt. Für Moskau ist Eritrea in strategischer Hinsicht interessant: Das Land ist am südlichen Ende des Roten Meers gelegen, wo in den vergangenen Jahren immer mehr Groß- und Regionalmächte Präsenz zeigen.
2018 verkündete man, Russland wolle ein Logistikzentrum in einem eritreischen Hafen errichten. Kurz zuvor wurden Sanktionen gegen das Land aufgehoben, die ein Waffenembargo einschlossen. Seitdem intensivierte sich die militärische Zusammenarbeit mit Russland.
Neue "Sicherheits"-Kraft in Mali
Auch in anderen afrikanischen Ländern herrscht eine pro-russische Einstellung vor, insbesondere in Mali: Russland wird als eine vermeintlich verlässlichere Alternative als Frankreich, die ehemalige unbeliebte Kolonialmacht, wahrgenommen. Frankreichs militärischer Rückzug aus Mali macht Platz für neue Kräfte.
Die Situation in der UN-Vollversammlung erinnerte an 2014: Auch nach der Annexion der Krim damals waren von den Vereinten Nationen Sanktionen gegen Russland verhängt worden; mehrere afrikanische Staaten enthielten sich. Gleichzeitig deutet vieles darauf hin, dass Putin die Beziehungen zu afrikanischen Staaten intensivieren will wie einst nach der Krim-Krise: Im Oktober dieses Jahres soll ein zweiter Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg stattfinden. Das erste Spitzentreffen 2019 in Sotschi am Schwarzen Meer hatte zu Verträgen mit mehr als 30 afrikanischen Ländern über die Lieferung von Waffen und militärischem Gerät geführt. Russische Unternehmen investieren seit Jahren auch kräftig im Energie-, Technologiesektor sowie im Bergbau Afrikas.