US-Wahlkampf: Kamala Harris klar zur Kandidatin der Demokraten gewählt
Kamala Harris geht nach dem Abschluss der internen Abstimmung der US-Demokraten mit vollem Rückhalt in die US-Präsidentschaftswahl im November. Sie kam auf 99 Prozent der rund 4.500 Delegiertenstimmen, teilte die Demokratische Partei mit. Die Schwelle zur Mehrheit hatte sie bereits am Freitag überschritten. Harris war die einzige Anwärterin, ihre Nominierung muss jetzt noch formal besiegelt werden. Die 59-Jährige dürfte nun sehr bald mitteilen, wer ihr Vize wird.
Denn bereits am Dienstagabend (Ortszeit) ist der erste gemeinsame Auftritt mit dem aktuell noch unbenannten Kandidaten an ihrer Seite geplant - bei einer Wahlkampfveranstaltung in Philadelphia im wichtigen Swing State Pennsylvania. Danach will das Demokraten-Duo eine Blitz-Wahlkampftour durch die politisch ebenfalls besonders umkämpften Bundesstaaten Wisconsin, Michigan, North Carolina, Georgia, Arizona und Nevada antreten.
Suche nach Vize: Walz oder Shapiro
Die Auswahl des Vizepräsidentschaftskandidaten im US-Wahlkampf ist üblicherweise ein komplizierter Prozess, der jetzt im Eiltempo ablaufen muss - denn Harris rückte durch den lange nicht für möglich gehaltenen Ausstieg von US-Präsident Joe Biden extrem kurzfristig als Kandidatin nach.
Im Gespräch für den Vize-Posten waren Senator Mark Kelly aus Arizona, Gouverneur Tim Walz aus Minnesota und Gouverneur Josh Shapiro aus Pennsylvania. Andere mögliche Kandidaten sind:
- Gouverneur J.B. Pritzker aus Illinois
- Gouverneur Andy Beshear aus Kentucky
- Verkehrsminister Pete Buttigieg
Laut US-Medien sprach Harris am Wochenende mit Kelly, Walz und Shapiro. Insidern zufolge hat Harris aber ihre Suche zuletzt auf Shapiro oder Walz begrenzt, wie drei mit der Sache vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters sagten.
Die Auswahl wird von Beobachtern als eine der wichtigsten Entscheidungen von Harris im Vorfeld der Präsidenten-Wahl am 5. November angesehen: Der Vize-Kandidat soll im besten Fall für die Wählerschichten attraktiv sein, die sich von Harris selbst - einer Frau, einer schwarzen und asiatischstämmigen Person - nicht so stark angesprochen fühlen. Auf der Auswahl-Liste von Harris standen daher nach Angaben von Insidern ausschließlich weiße Männer, die in der Lage sind, ländliche, weiße oder unabhängige Wähler zu gewinnen.
Besonders Shapiro werden große Chancen eingeräumt - er wird schon seit längerem für höhere Ämter gehandelt. Als Gouverneur von Pennsylvania wird Shapiro in jedem Fall bei Harris' Kundgebung in Philadelphia mit dabei sein. Der 51-Jährige ist relativ neu auf der nationalen politischen Bühne, aber sehr populär. Vor seiner Zeit als Gouverneur war er Generalstaatsanwalt in Pennsylvania. Demokraten im linken Flügel der Partei ist er in wichtigen Fragen zu konservativ. Viele von ihnen halten Tim Walz für die bessere Wahl als Vizepräsidentschaftskandidat.
Die Spannung ist also groß mit Blick auf die Frage, welchen Kräften in ihrer Partei sich Harris bei der Entscheidung zuwenden und welche sie möglicherweise verprellen wird. Dabei geht es auch darum, welchen Ton Harris im Wahlkampf zu setzen gedenkt und mit welchen Themen sie bei den Wählern punkten will.
Harris war in einer dramatischen Wende zur Frontfrau der Demokraten aufgestiegen, nachdem Biden sich aus dem Rennen zurückgezogen hatte. Der 81-Jährige war wegen seines Alters und Zweifeln an seiner mentalen Fitness in den eigenen Reihen zunehmend unter Druck geraten und verkündete schließlich seinen Rückzug.
Umfragen zugunsten von Harris
Schon bei der Verkündung seines Ausstiegs schlug Biden seine Vizepräsidentin als Ersatzkandidatin vor. Die Partei versammelte sich innerhalb weniger Tage hinter Harris, die sich seither in den Umfragen besser schlägt als zuvor Biden.
Eigentlich hätte die Kandidatenkür erst beim Parteitag der Demokraten in Chicago vom 19. bis 22. August stattfinden sollen. Sie wurde jedoch wegen Fristen für den Druck von Wahlzetteln in einigen Bundesstaaten vorgezogen. Über eine Online-Plattform konnten die Parteitagsdelegierten aus allen Bundesstaaten seit Donnerstag ihre Stimme abgeben. Die Abstimmung lief bis Montagabend (18.00 Uhr Ortszeit; Mitternacht deutscher Zeit).