Wo Amerikas Superreiche wohnen – und Donald Trump auch
Ron hat gleich drei Angeln ausgeworfen, aber mehr als den Fang des Tages wünscht er sich: Donald Trump möge am Dienstag nicht die Präsidentenwahl gewinnen. Nicht, weil der passionierte Hobbyfischer die Demokraten unterstützen würde – nein, „Politik interessiert mich nicht“, sagt der Bewohner von West Palm Beach, Florida, "die sind doch eh alle gleich, ich halte mich da raus." Trump möge verlieren, denn ansonsten "ist hier in Palm Beach wieder die Hölle los, dann rasen die Bombenentschärfer und der Secret Service herum, dann wird die Brücke über den Lake Worth wieder die meiste Zeit gesperrt, und ich kann nicht mehr fischen."
Gleich hinter der Tag und Nacht bewachten Brücke liegt linkerhand Mar-a-Lago, das Luxusschloss von Donald Trump. Mehrere Polizeiwägen sperren den Zugang ab, Fremde können hinter den meterhohen Hecken und Zäunen nur von Weitem einen Blick auf das Anwesen erhaschen.
Fast 120 Räume zählt sein Ressort, darunter 33 Badezimmer mit jeweils vergoldeten Armaturen. Die ursprüngliche, ultrareiche Besitzerin des herrschaftlichen Anwesens, Marjorie Merriweather Post, soll für den Bau Ende der 1920er Jahre angeblich den gesamten amerikanischen Markt für Blattgold leer gekauft haben.
"Das Weiße Haus im Exil"
Gute Voraussetzungen für den Mann, der Gold, Schnörkel, Kitsch und Glanz liebt: Vor 40 Jahren kaufte Trump das Areal angeblich weit unter seinem Wert, hier im durchgehend sonnigen Florida errichtete der Ex-Präsident seinen Hauptwohnsitz. Später ließ er das Gelände zum Mar-a-Lago Club erweitern, heute einer der teuersten Privatclubs der Welt – und auch, wie es seine Anhänger huldigen, die nach wie vor an die "gestohlene Wahl 2020" glauben, "das Weiße Haus im Exil".
Die Wahlnacht auf Mittwoch wird der 78-jährige Präsidentschaftskandidat in seinem in spanisch-maurischem Stil gehaltenem Luxusheim verbringen. Wer Wert darauf legt, auch künftig zum innersten Kreise seiner "MAGA-Bewegung" (Make Amerika Great Again) zu gehören, dürfte nicht weit entfernt sein.
"Sie dürfen nicht glauben, dass Trump hier der Reichste ist", grinst Angler Ron und streicht sich über seinen schwarzen Bart. "Die übernächste Anlage, rechts von Mar-a-Lago, da wohnt ein Mann, der ist mehr als 40 Milliarden Dollar schwer."
Zu sehen ist nur ein terrakottafarbenes Dach. Doch bald soll hier das teuerste Wohnhaus der Welt entstehen, berichtet das Boulevardblatt New York Post. Gehören soll das um einen riesigen Pool herumgebaute Gebäude dem Hedgefondsmanager Kenneth C. Griffin. Der 55-Jährige, der 2022 einen Rekordgewinn von 16 Milliarden Dollar erzielte, unterstützt zwar nicht direkt Donald Trump, wohl aber die Kongressabgeordneten der republikanischen Partei. Schlanke 75 Millionen Dollar ließ der Wertpapierhändler im laufenden Wahlkampf springen.
Mehr als Österreichs BIP
Palm Beach, rund 120 Kilometer nördlich von Miami, eine 25 Kilometer lange, sehr schmale Insel, ist das Reich von Amerikas Ultra-Reichen. 58 Milliardäre haben hier mindestens ein Luxus-Anwesen – die Summe ihres Vermögen wird laut Forbes auf 497 Milliarden Dollar geschätzt. Das ist mehr als Österreichs Wirtschaftsleistung im Vorjahr (473,2 Milliarden Euro).
Nicht wenige von ihnen leisten Donald Trump eine besondere Form der Nachbarschaftshilfe: Sie gehören – abgesehen von Elon Musk – zu den wichtigsten Geldgebern für den Wahlkämpfer Trump. Politische Macht und Geld vermischt sich hier ungeniert.
Wer den Ex-Präsidenten unterstützt, darf sich im Falle seines Wahlsieges auch einiges an Entgegenkommen erwarten: Von Trump 2017 verhängte Steuersenkungen würden kommendes Jahr auslaufen, sollte Kamala Harris die Präsidentenwahlen gewinnen. Trump im Gegensatz hat versprochen, die Steuern sogar noch weiter zu senken, auch wenn das das ohnehin schon gigantische Loch im US-Budget noch weiter vergrößern würde.
Für die Reichsten der Reichen auf Palm Beach aber würde da bedeuten: Sie würden noch reicher werden. Dazu gehört 50-Milliarden-Dollar Geschäftsmann Stephen A. Schwarzman, Gründer der Beteiligungsfirma Blackrock. Etwa eine Meile südlich von Mar-a-Lago liegt seine schlossartige Villa "Four Winds". Das ursprünglich denkmalgeschützte und über 1.000 Quadratmeter große Gebäude war dem 77-Jährigen zu klein. Die Strafe für den Abriss zahlte der Milliardär quasi aus der Hosentasche – und setzte sich selbst ein noch größeres Denkmal.
Begonnen hat hier auf der palmenreichen Insel, wo einst Sklaven unter elenden Bedingungen leben mussten, ebenfalls alles mit einem der reichsten Männer seiner Zeit. Henry Flagler, neben John Rockefeller Gründer von Standard Oil, setzte auf der Insel 1902 die wuchtigen Maßstäbe.
Er baute für seine Frau eine Art 72 Säle umfassenden Winterpalast, mit Ballsaal, Ludwig-XIV-Möbeln, unendlich viel Kitsch und einer Orgel. Sein "Whitehall" mit dem weißen Marmorprotz ist heute ein Museum – und lässt ahnen, wie sich die Reichen der Reichsten schon immer selbst verwöhnt haben.