Politik/Ausland

Kampf um Swing State: Michelle Obama unterstützt Kamala Harris im Wahlkampf

Gut eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl tritt die prominente Demokratin Michelle Obama erstmals öffentlich an der Seite der demokratischen Bewerberin Kamala Harris auf.

Die Frau von Ex-Präsident Barack Obama und die amtierende Vizepräsidentin wurden am Samstag gemeinsam eine Wahlveranstaltung in Michigan erwartet. Der Bundesstaat ist einer der sieben sogenannten "Swing States", die für den Sieg am 5. November entscheidend sein dürften.

Ihr Auftritt wurde in Kalamazoo erwartet. Etwa 200 Kilometer davon entfernt wurde Harris' republikanischer Gegenspieler Donald Trump in Novi, einem Vorort der Autostadt Detroit, erwartet.

Prominente Unterstützung im Wahlkampf

Obama ist die jüngste Prominente, die an Harris' Seite vor die US-Bürger tritt. Die Musiker Beyoncé und Bruce Springsteen waren zuletzt mit ihr auf der Bühne. Für Trump haben sich der ehemalige Wrestler Hulk Hogan und der Musiker Kid Rock ins Zeug gelegt. Obama hatte wie ihr Ehemann im August auf dem Parteitag der Demokraten scharfe Kritik an Trump geäußert.

Bevor der amtierende Präsident Joe Biden im Juli aus dem Rennen ausstieg, lag sie einer Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge bei einem hypothetischen direkten Vergleich mit Trump mit 50 zu 39 Prozent deutlich vorn. Michelle Obama hat jedoch wiederholt erklärt, nicht für das Präsidialamt zur Verfügung zu stehen.

Knappes Rennen zwischen Trump und Harris

Das Rennen zwischen Harris und Trump ist dagegen äußerst knapp. Der jüngsten Reuters/Ipsos-Erhebung zufolge liegt sie zwar nominell mit 46 zu 43 Prozent vorne. Dieser Abstand liegt jedoch faktisch innerhalb der Fehlerquote. In Michigan beträgt ihr Vorsprung der Statistikwebsite FiveThirtyEight zufolge nicht einmal einen ganzen Prozentpunkt: Hier werden 47,6 zu 47,1 Prozent gemeldet.

Bereits bei den beiden vergangenen Abstimmungen fiel die Entscheidung in Michigan vergleichsweise knapp aus: In dem Bundesstaat mit heute etwa 8,4 Millionen registrierten Wählern gewann Biden 2020 mit 150.000 Stimmen, Trump hatte sich vier Jahre zuvor mit gerade einmal 11.000 Stimmen gegen Hillary Clinton durchgesetzt.

Auch dieses Jahr gilt Michigan für beide Kandidaten als schwieriges Pflaster. In dem US-Bundesstaat an den Großen Seen mit der Form eines Fäustlings Staat und einer Gesamtbevölkerung von zehn Millionen – als etwas mehr als Österreich – lebt eine große arabischstämmige und muslimische Minderheit, die mit Unbehagen die Nahostpolitik der Regierung Biden verfolgt.

Kam die Wahlhilfe zu spät?

Gewerkschaftsmitglieder aus der Autoindustrie zeigen sich besorgt, wie der Umstieg auf E-Autos die Branche in den USA umkrempelt. Harris und Obama dürften sich auf Abtreibungsrechte, Steuern und Arbeitnehmerrechte konzentrieren, während Trump bei früheren Auftritten in Michigan versprochen hat, Steuererleichterungen für den Autokauf und Beschränkungen für den Import chinesischer Fahrzeuge einzuführen.

Für etwa ein Fünftel der Wähler kommt das Wahlduell aus der Ferne jedoch zu spät. Michigan gehört zu den Bundesstaaten, in denen Stimmen schon vor der eigentlichen Wahl abgegeben werden können (early voting). Das Innenministerium erklärte am Freitag, es hätten bereits knapp 20 Prozent der registrierten Wähler entweder per Briefwahl oder an der Urne gewählt.