Krawalle in Frankreich: 45.000 Polizisten für die Nacht mobilisiert
In der Nacht zum Dienstag werden in Frankreich erneut 45.000 Polizisten mobilisiert, die bei den befürchteten Unruhen einschreiten sollen. Auch wenn die Gewalt nachgelassen habe, hätten die Wogen sich noch lange nicht geglättet, hieß es am Montag von der Regierung.
Innenminister Gérald Darmanin rechtfertigte den Einsatz von Spezialeinheiten und gepanzerten Fahrzeugen, dies habe dazu beigetragen, die Lage unter Kontrolle zu bringen.Von Zerstörungen und Plünderungen betroffenen Geschäftsleuten stellte der Minister Unterstützung in Aussicht. Verschiedene französische Städte und Regionen kündigten unbürokratische Hilfsfonds an, um Kaufleuten zu helfen.
Zweifel an der Echtheit von Tonspur des Tods
Unterdessen sind Zweifel an der Echtheit der Tonspur des Videos entstanden, auf dem der Tod von Nahel M. zu sehen sein soll. Die Aufnahme einer Passantin war millionenfach in sozialen Netzwerken geteilt worden und dürfte die Unruhen maßgeblich angeheizt haben. Die heftige Äußerung eines Polizisten darin: " Du kriegst gleich eine Kugel in den Kopf."
Die Generalinspektion der Polizei analysierte die Aufnahmen und kam zum Schluss, dasss er stattdessen "("Motor" Anmerkung) ausschalten" sowie "Hände hinter den Kopf" gerufen habe.
Feuerwehrmann starb bei Protesten in Frankreich
Bei den Protesten in Frankreich war in der Nacht auf Montag ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Wie Innenminister Gérald Darmanin im Onlinedienst Twitter mitteilte, starb der 24-Jährige in Saint-Denis nördlich von Paris beim Löschen brennender Fahrzeuge in einer Tiefgarage "trotz der schnellen Hilfe seiner Mannschaftskameraden".
Drei Polizisten wurden verletzt. In der sechsten Nacht der Unruhen nach dem Tod eines 17-Jährigen bei einer Polizeikontrolle gab es 157 Festnahmen.
Gewalt ebbt ab
Nach tagelangen Unruhen scheint die Welle der Gewalt auf Frankreichs Straßen langsam abzuebben. In der Nacht auf Montag gab es nach Angaben des Innenministeriums bis Mitternacht 49 Festnahmen - deutlich weniger als in den vorherigen Nächten zu diesem Zeitpunkt. Laut Quellen des Fernsehsenders BFMTV kamen bis 1.30 Uhr weitere 29 Festnahmen hinzu.
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Zwar gab es auch in der Nacht auf Montag wieder einige Krawalle, etwa in Lyon, wo die Polizei gegen eine rechtsextreme Gruppe Tränengas einsetzte. Gemessen an den heftigen Unruhen der vergangenen Tage mit Bildern Hunderter brennender Autos und Gebäude sowie teils mehr als 1.000 Festnahmen während der Nachtstunden blieb es aber relativ ruhig.
45.000 Polizisten schon in voriger Nacht im Einsatz
Innenminister Gérald Darmanin hatte auch in der Nacht auf Montag auf massive Polizeipräsenz gesetzt. 45.000 Polizisten waren im ganzen Land im Einsatz, wieder mit gepanzerten Fahrzeugen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge gab Darmanin erneut die Anweisung, entschlossen vorzugehen und Krawallmacher so schnell wie möglich festzunehmen.
Großmutter des Jugendlichen: "Hört auf"
In einem emotionalen Appell hatte sich auch die Großmutter des Jugendlichen einen Rückgang der Gewalt gewünscht, dessen Tod die Unruhen vor fast einer Woche ausgelöst hatte. "Zum Glück sind die Polizisten da. Die Leute, die gerade etwas kaputt machen, denen sage ich: "Hört auf"."
Die Randalierer hätten ihren 17 Jahre alten Enkel, der von einem Polizisten erschossen worden war, "als Vorwand genommen", sagte sie am Sonntag dem Sender BFMTV. Sie sei zwar wütend auf den Beamten, wolle aber nicht verallgemeinern. Der Polizist werde bestraft werden wie jeder andere auch.
"Ich habe Vertrauen in die Justiz." Die Menschen auf den Straßen sollten ruhig bleiben und nicht alles kaputt machen.
Seit dem Tod des 17-Jährigen durch eine Polizeikugel bei einer Verkehrskontrolle am Dienstag wird Frankreich vor allem nachts von massiven Krawallen erschüttert. Wiederholt kam es zu Plünderungen, Brandanschlägen und gewaltsamen Konfrontationen zwischen Polizisten und Randalierern. Jede Nacht wurden Hunderte Menschen festgenommen.
Am Dienstag will Staatschef Emmanuel Macron die 220 Bürgermeister empfangen, die von den Unruhen der vergangenen Tage besonders betroffen waren.