Politik/Ausland

Träume von Meer und Toleranz

Das Meer gehört der ganzen Menschheit und nicht einzelnen Nationen": Evo Morales ist ein Meister der gewichtigen Sprüche – und in solche hat Boliviens Präsident auch sein aktuelles Anliegen verpackt. Sein Land soll einen Zugang zum Meer bekommen, und zwar genau dort, wo es diesen vor 110 Jahren verloren hat: An der Küste Chiles. 400 Kilometer hat Bolivien damals, nach einem blutigen Krieg, per Vertrag an den Nachbarn abtreten müssen. Morales will nicht das ganze Territorium zurück haben. Es geht im lediglich darum, das rohstoffreiche Bolivien wieder mit dem Pazifik und damit besser mit den Weltmärkten zu verbinden.

Wien ist in dieser Woche der perfekte Auftrittsort für Morales und sein Anliegen. Nicht nur weil er hier gerne – so auch diesmal – Bundespräsident Heinz Fischer besucht und gelegentlich mit Hans Krankl Fußball spielt, sondern auch weil derzeit die UN-Konferenz über Binnen-Entwicklungsländer stattfindet, zu denen Bolivien gehört. "Ein Turbo" könne diese Konferenz sein, hat Österreichs Außenminister Kurz erklärt. Also setzt auch Morales auf kräftig Rückenwind für sein Anliegen. "Im Dialog" wolle er das Problem lösen, meinte ein merklich vom vielen Reisen und Reden gestresster Morales nach seinem Auftritt vor der Konferenz gegenüber der Presse.

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Der Sozialist schlägt damit in der Frage deutlich versöhnlichere Töne an als noch vor einigen Jahren, als er das Thema erstmals international aufs Tapet brachte. Damals aber war in Chile eine konservative Regierung im Amt, und mit der, so der Präsident, seien die Verhandlungen völlig ergebnislos geblieben. Jetzt aber ist die Sozialistin Michelle Bachelet ins Präsidentenamt zurückgekehrt, und bei ihr hofft der Bolivianer mehr Gehör für sein Anliegen zu finden. Vorerst aber sieht es nicht so aus. "Der Zugang Boliviens zum Meer bleibt für immer versperrt", hatte erst kürzlich Chiles Regierungschef Heraldo Munoz deutlich gemacht. Inzwischen befasst sich auch der Internationale Gerichtshof in Den Haag mit dem Anliegen. Und der, so gibt sich Morales überzeugt, "wird Chile dazu verpflichten, mit uns zu verhandeln".

"Viel mehr als Sängerin"

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Auf harte Verhandlungen willConchita Wurstbei ihrem Anliegen nicht setzen. Österreichs Song-Contest-Gewinnerin und Travestie-Künstler eröffnete die Konferenz in Wien mit einem Auftritt. Conchita Wurst sang ein Cover von Chers "Believe", betonte aber auch ihr gesellschaftspolitisches Anliegen von mehr Toleranz und Respekt für alle Arten der Lebensführung: "Ich bin eine Sängerin – aber auch so viel mehr."

Auch UN-Chef Ban Ki-moon begeisterte sich für die "unglaubliche Sängerin und Entertainerin". Offensichtlich so sehr, dass dem langjährigen südkoreanischen Botschafter in Österreich und leidenschaftlichen Wien-Liebhaber ein fast schon aus der Mode gekommener Fehler unterlief. Er verwechselte vor der Presse in der UNO-City Österreich mit Australien.