Politik/Ausland

Wie ein Bundesheer-Experte Russlands Drohung gegen "britische Ziele" einschätzt

Russlands Präsident Wladimir Putin hat mit einer Atomwaffenübung und der Einbestellung von Diplomaten auf US-Waffenlieferungen reagiert.

Auch Aussagen des britischen Außenministers David Cameron, der betonte, dass die Ukraine britische Raketen für Angriffe auf Russland nutzen könne, blieb nicht unbeantwortet. "Alle britischen Militäreinrichtungen und Geräte in der Ukraine und im Ausland", könnten ins Visier geraten, teilte das russische Außenministerium mit.

Damit könne zwar die britische Botschaft in Kiew gemeint sein, "aber eventuell auch Marschflugkörper-Lager oder britische Spezialeinsatzkräfte in der Ukraine", sagt Philipp Eder, einer der Ukraine-Experten des Österreichischen Bundesheeres.

Britische Soldaten in der Ukraine

Dass britische Soldaten in der Ukraine als Helfer bei der Bedienung von britischen Marschflugkörpern eingesetzt werden, hatte schon im März der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz anklingen lassen. "Es (Anm. der Taurus-Marschflugkörper) ist eine sehr weitreichende Waffe. Und das, was an Zielsteuerung und an Begleitung der Zielsteuerung vonseiten der Briten und Franzosen gemacht wird, kann in Deutschland nicht gemacht werden", sagte Scholz damals.

"Bei der Eingabe von Zieldaten und der Programmierung braucht es geschultes Personal", sagte Eder. Die Ausbildung an Taurus-Marschflugkörpern dauere dazu mehrere Wochen. Somit mache es keinen Sinn, "dass die neuen Luftabwehrgeräte der Ukraine einfach so zur Verfügung gestellt werden". 

Wie Putins Drohung gegen Großbritannien einzuschätzen ist

Auch wenn eine offizielle Bestätigung fehlt, gilt es als offenes Geheimnis, dass eine kleine Anzahl von britischen Soldaten dafür zuständig ist. "Die USA, Großbritannien und die Ukraine arbeiten im Aufklärungsbereich sehr eng zusammen", betonte Eder.

Dass Russland jetzt Großbritannien drohe, könne daran liegen, "dass die russische Aufklärung Anzeichen für britische Stützpunkte oder Lager ausgemacht hat". Allerdings handle es sich wie bei den Atomwaffenübungen Russlands eher um eine "neuerliche Drohgebärde", die grundsätzlich der Abschreckung vor westlicher Einmischung diene. 

"Dem Kreml ist wichtig klarzumachen, dass es rote Linien gibt, deren Überschreitung zu einer nuklearen Eskalation führen", sagte Eder.