Politik/Ausland

Trump-Kritikerin Liz Cheney verliert Vorwahlen in Wyoming

Die als scharfe Kritikerin von Ex-US-Präsident Donald Trump bekannte Republikanerin Liz Cheney ist bei Vorwahlen ihrer Partei im US-Bundesstaat Wyoming ihrer Herausforderin unterlegen. Die Tochter des früheren Vizepräsidenten Dick Cheney verlor bei der Wahl am Dienstag gegen die von Trump unterstützte Harriet Hageman, wie US-Medien übereinstimmend berichteten. Cheney wird dem Repräsentantenhaus nach Berechnungen der US-Nachrichtenagentur AP von Jänner an nicht mehr angehören.

Nach Auszählung von 18 Prozent der Stimmen lag Hageman laut Datenanbieter Edison Research mit 65,1 Prozent der Stimmen vor Cheney mit 30,3 Prozent. In der Nacht auf Mittwoch räumte Cheney ihre Niederlage ein. Sie machte aber deutlich, dass sie weiter gegen Trump kämpfen werde.

Cheney werde alles gegen eine Trump-Rückkehr tun

Die 56-jährige Vertreterin des traditionell-konservativen Republikaner-Flügels versprach, sie werde "alles" unternehmen, um eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus zu verhindern. Sie habe seit der Kapitol-Erstürmung vom 6. Jänner 2021 gesagt, dass Trump nie wieder "in die Nähe des Oval Office" gelangen dürfe. Der 2020 abgewählte Rechtspopulist hat wiederholt eine mögliche erneute Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2024 ins Spiel gebracht. Cheneys Niederlage war erwartet worden.

Nach der Stimmabgabe hatte Cheney gesagt, die USA seien an einem Punkt angelangt, "an dem unsere Demokratie wirklich angegriffen und bedroht ist. Und diejenigen von uns, Republikaner, Demokraten und Unabhängige, die zutiefst an die Freiheit glauben und denen die Verfassung und die Zukunft des Landes am Herzen liegt, haben meines Erachtens die Pflicht, dies über die Partei zu stellen."

Trump schrieb in dem von ihm mitbegründeten sozialen Netzwerk Truth Social: "Liz Cheney ist eine Närrin, die denjenigen, die unser Land zerstören wollen, direkt in die Hände spielt!"

Cheney ist die stellvertretende Vorsitzende des parlamentarischen U-Ausschusses zur Aufklärung des Sturms auf das Kapitol. Neben ihr sitzt nur ein weiterer Abgeordneter der Republikanischen Partei in dem Gremium. Cheney hatte bereits nach der Kapitol-Erstürmung als eine von nur zehn Abgeordneten der Republikaner für eine Amtsenthebung Trumps gestimmt. Der Ex-Präsident hat Cheney deswegen immer wieder scharf attackiert. In weiten Teilen der Republikanischen Partei ist die Abgeordnete nahezu geächtet.

In den USA werden seit Monaten Vorwahlen für die Kongress-Zwischenwahlen im November abgehalten. Bei den Republikanern gelten die Vorwahlen auch als Gradmesser dafür, wie groß Trumps Einfluss auf die Konservativen noch ist.

Cheney verliert nun ihr Mandat

Die 2016 erstmals ins Repräsentantenhaus gewählte Cheney wird ihr Mandat nun verlieren. An ihrer Stelle wird Harriet Hageman in ihrem Wahlkreis im erzkonservativen Wyoming für ein Abgeordnetenmandat antreten. Die 59-Jährige hatte sich im Vorwahlkampf Trumps Falschbehauptungen zu eigen gemacht, er habe die Präsidentschaftswahl 2020 gegen den Demokraten Joe Biden nur wegen angeblichen massiven Wahlbetrugs verloren.

Auch in Alaska kam es zu Abstimmungen, die landesweit mit Spannung verfolgt wurden. Wegen des komplizierten neuen Wahlsystems in dem Bundesstaat war zunächst nicht klar, wann mit eindeutigen Ergebnissen zu rechnen ist. Dort bewarb sich für die Republikaner die frühere Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin um einen Sitz im Repräsentantenhaus, der durch den Tod des langjährigen Abgeordneten Don Young freigeworden ist. Palin trat gegen zwei Mitbewerber an.

Da der Sitz bereits bei der Kongresswahl im November wieder neu vergeben wird, finden zugleich Vorwahlen statt, bei denen sich Palin, ihre zwei Mitbewerber und zahlreiche weitere Anwärter um die Kandidatur bewerben. Trump hat Palin seine Unterstützung zugesagt. Palin war im Wahlkampf 2008 zur Zielscheibe von Spott geworden, als sie als US-Vizepräsidentschaftskandidatin behauptet hatte, sie könne von ihrem Haus in Alaska aus Russland sehen.

Außerdem trat bei den Vorwahlen in Alaska Senatorin Lisa Murkowski an. Sie wurde unter anderem von Kelly Tshibaka herausgefordert, der Trump seine Unterstützung zugesagt hat. Murkowski gehörte zu sieben Republikanern, die im Senat für eine Amtsenthebung Trumps gestimmt hatten. Sie ist die einzige aus dieser Gruppe, die sich im November um die Wiederwahl bemühen muss. Im Repräsentantenhaus stehen alle zwei Jahre alle Sitze zur Wahl, im Senat nur rund jeder Dritte.