Politik/Ausland

Syrien: Rebellen erbeuten Assads riesige Drogen-Fabrik

Die verbotene Droge Captagon war zuletzt Syriens größtes Exportgut, geleitet hat das üble Geschäft offenbar ein Bruder des gestürzten Diktators Bashar al-Assad. "Wir haben eine große Anzahl von Geräten gefunden, die mit Päckchen voller Captagon-Pillen vollgestopft waren, die aus dem Land geschmuggelt werden sollten. Es ist eine riesige Menge." Nicht ohne gewisse Triumphgebaren führten vermummte syrische Rebellen Journalisten von Agence France Presse am Freitag durch ein gewaltiges, unterirdisches Drogenlager. 

Oben, in einer regulären Lagerhalle, wo in Obstkartons Äpfel gepackt werden sollen, standen Kisten bereit, damit die Dealer ihre Fracht als Palettenladungen mit Standardwaren tarnen konnten.

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"Es ist eine riesige Menge, Bruder"

Daneben aber liegen Säcke voller Ätznatron. Ätznatron oder Natriumhydroxid ist eine wichtige Zutat bei der Herstellung von Methamphetamin.

"Als wir das Gebiet betraten, fanden wir eine riesige Menge Captagon. Also haben wir es zerstört und verbrannt. Es ist eine riesige Menge, Bruder", sagte ein Kämpfer des HTS-Rebellen. "Wir haben es zerstört und verbrannt, weil es schädlich für die Menschen ist. Es schadet der Natur und den Menschen."

Vergangenen Freitag haben die islamistischen Kämpfer der Hayat al-Shams (HTS) das Assad-Regime in Damaskus gestürzt. Stück um Stück legen die neuen Machthaber nun die Verbrechen des Assad-Clans offen. 

Die Kämpfer nahmen bereits mehrere Militärstützpunkte und Vertriebszentren des Captagon-Geschäfts ein, das den verdeckten Markt im gesamten Nahen Osten überschwemmt hat.

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Assads Bruder als treibende Kraft

Als treibende Kraft hinter dem lukrativen, aber verbotenen Handel gilt Maher al-Assad, der Bruder des nach Moskau geflohenen syrischen Diktators. Er war Militärkommandeur, ist auf der Flucht, wobei nicht feststeht, ob er sich ebenfalls nach Russland absetzen konnte.

Captagon machte Syrien zum größten Drogenstaat der Welt. Es wurde mit Abstand der größte Exportartikel des Landes und stellte alle legalen Exporte zusammen in den Schatten, wie aus einer Untersuchung der AFP hervorgeht.

Die Aufputschdroge Captagon, eine kleine Tablette mit Doppel-C als Prägung, ist ein Synonym für eines der profitabelsten Geschäfte im internationalen Drogenhandel geworden: billig in der Produktion, teuer auf der Straße. Die Grundstoffe, Amphetamin und Koffein, kosten nur wenige Cent pro Pille.

Begehrt ist wird die Tablette vor allem im arabischen Raum. Auf den Straßen von Riad, Doha oder Dubai kostet sie zwischen 15 und 20 Dollar. Die Pillen werden tonnenweise in die Region gebracht, der Profit ist enorm. Die Herstellung von hundert Kilogramm Captagon kostet etwa 50.000 Euro, deren Verkauf auf der Straße bringt hingegen mehr als acht Millionen.

Das Assad-Regime soll laut internationalen Drogenfahndern am Handel bis zu 50 Milliarden Dollar pro Jahr verdient haben. Auch die nun stark geschwächte, schiitische Hisbollah-Miliz in Libyen hat bei den Captagon-Geschäften stets die Hand aufgehalten.