Politik/Ausland

Starlinger: "Die Totengräber wissen, dass sie gemeint sind"

In Reih’ und Glied stehen die österreichischen UN-Soldaten am Antreteplatz des Camps Naqoura, die Bundeshymne hallt durch die Containerdörfer.

Verteidigungsminister Thomas Starlinger ist zu Besuch und spricht sogleich Klartext: „Ich bin zuversichtlich, dass es möglich sein wird, dem Bundesheer bessere Zeiten zu bescheren“, sagt er bei seiner Ansprache.

Wenige Tage davor hat er Kritik an den Verantwortlichen in der Politik geübt, ohne jemanden namentlich zu nennen. Das Bundesheer stehe am Rand seines Grabes, seine „Totengräber geben im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen bereits von sich, dass es ausreichend sei, dem österreichischen Bundesheer 400 Millionen Euro pro Jahr mehr zu geben, und dass 6+2 (sechs Monate Grundwehrdienst, zwei Monate Milizübungen) ohnehin kein Thema mehr sei“.

Dass damit die Regierungsverhandler von ÖVP und Grünen gemeint sind, liegt auf der Hand, doch auch direkt darauf angesprochen, nennt Starlinger keine Namen: „Die, die ich als Totengräber angesprochen habe, wissen, dass sie gemeint sind“, lautet die Antwort.

400 Millionen zu wenig

Sollten die derzeit kursierenden 400 Millionen Euro mehr im Jahr Realität werden, zeichnet Starlinger ein klares Bild: „Dann hätten wir nach wie vor massive Probleme bei der Infrastruktur, hätten auch nicht das Geld für das notwendige Personal, das die Grundwehrdiener ausbilden sollte“, sagt er zum KURIER.

Alle Inhalte anzeigen

In weiterer Folge müsse man die Grundwehrdiener von 18.000 auf 9.000 reduzieren, was unweigerlich das Ende der Miliz bedeuten würde. Vor allem, wenn es weiterhin beim „6+0“-System bliebe.

Beim gemeinsamen Abendessen im „Edelweiß“, einer Freizeiteinrichtung der Österreicher, sitzt Starlinger im Kreis der Soldaten. „Er ist einer, der die tatsächlichen Probleme des Bundesheers schnörkellos anspricht. Ohne potemkinsche Dörfer, ohne Parteipolitik. Das taugt mir“, sagt ein junger Korporal.