Politik/Ausland

Selenskij: Ukrainische Truppen dringen "schnell und kraftvoll" vor

Tag 224 des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine:

Bei dem Vormarsch der ukrainischen Armee sind nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj in den vergangenen Tagen Dutzende Ortschaften aus russischer Besatzung befreit worden. Laut der russischen Nachrichtenagentur RIA wird nun in der Region Cherson ein Gegenangriff vorbereitet. Russische Truppen würden sich neu aufstellen, "um ihre Kräfte zu sammeln und einen Vergeltungsschlag auszuführen", hieß es.

Es gebe gute Nachrichten, hatte Selenskyj in einer am Dienstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft gesagt. Im Süden des Landes seien "Ortschaften in den Gebieten Cherson, Charkiw, Luhansk und Donezk wieder unter ukrainische Kontrolle gebracht worden". 

"In einigen Bereichen der Frontlinie war es möglich, das von uns besetzte Gebiet um zehn bis 20 Kilometer zu erweitern", teilte das südliche Operationskommando der ukrainischen Streitkräfte (UAF) am Mittwoch mit.

Materielle Verluste

Unterdessen hätten russische Streitkräfte bei ihrem Rückzug ihre Munitionsreserven zerstört und versucht, durch die Zerstörung von Brücken und Übergängen den Vormarsch der ukrainischen Truppen zu stoppen.

In Cherson hätten abziehende russische Streitkräfte Minen in Infrastruktureinrichtungen und in Häusern platziert, hieß es zudem. In den vergangenen 24 Stunden verlor Russland nach Angaben des UAF 31 Soldaten sowie mehr als 40 Ausrüstungsgegenstände darunter acht Panzer, 26 gepanzerte Fahrzeuge und eine großkalibrige Haubitze.

Der Vormarsch der zunehmend westlich ausgerüsteten ukrainischen Truppen bereitet den russischen Einheiten gleich an mehreren Frontabschnitten Probleme. Russland hatte zuletzt Truppen zurückgezogen, um eine Einkesselung zu verhindern. Auch die Versorgung der russischen Truppen wird laut dem britischen Geheimdienst durch die fortschreitende Gegenoffensive behindert.

Nachschub-Probleme

So seien ukrainische Einheiten in der nordöstlichen Region Charkiw bis zu 20 Kilometer hinter den Fluss Oskil in die russische Verteidigungszone vorgedrungen, hieß es. Damit näherten sich die Truppen einem Versorgungsknotenpunkt in der Stadt Swatowe.

Die Ukraine könne mit ihren Waffensystemen nun mutmaßlich eine wichtige Straße in der Region angreifen und damit die Möglichkeiten der Russen, ihre Truppen im Osten mit Nachschub zu versorgen, weiter einschränken, hieß es.

Die Geheimdienste gehen davon aus, dass der ukrainische Vormarsch auf die Grenzen des Gebiets Luhansk für die russische Führung besorgniserregend sein dürfte, nachdem diese die Region in der vergangenen Woche annektiert hat.

Kreml-Chef Wladimir Putin hatte überdies zur Verstärkung der russischen Streitkräfte eine Teilmobilmachung angeordnet. Von 300.000 Reservisten, die eingezogen werden sollen, seien inzwischen zwei Drittel einberufen, hatte Verteidigungsminister Sergej Schoigu zuvor mitgeteilt.

Viele russische Männer sind allerdings aus dem Land geflohen, um nicht eingezogen zu werden. Russische Anwälte erklärten, sie arbeiteten mit Hochdruck daran, Männer zu beraten, die einer Einberufung entgehen wollen.

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