Politik/Ausland

Selenskij äußert sich zu "Verlagerung des Krieges" nach Russland

Bei einem russischen Luftangriff auf Kiew sind in der Nacht auf Sonntag ein Mann (35) und sein Kind (4) getötet sowie drei Menschen verletzt worden. 

Das teilten ukrainische Rettungsdienste in der Früh über die Nachrichten-App Telegram mit. Die ukrainische Luftwaffe hatte zuvor erklärt, zwei russische Raketen seien auf die Hauptstadt zugesteuert. Unterdessen meldete der Gouverneur der westrussischen Grenzregion Kursk 13 Verletzte infolge eines ukrainischen Luftangriffs.

Raketenteile seien am Abend in Browary östlich von Kiew auf private Wohnhäuser gefallen, teilten die Helfer bei Telegram mit. Der Vater und sein vier-jähriger Sohn seien dabei unter den Trümmern eines Gebäudes eingeschlossen worden. Sie konnten nur noch tot geborgen werden. 

Wie Journalisten berichteten, gab es Explosionen im Zentrum und im Osten der Stadt. In Kiew heulten die Warnsirenen. Am Nachthimmel waren demnach mindestens zwei Blitze zu sehen. Die Kiewer Militärverwaltung teilte mit, dass die Luftabwehrsysteme der Stadt aktiviert worden seien, um die Angriffe abzuwehren. 

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe waren außer Kiew auch andere ukrainische Regionen von russischen Luftangriffen betroffen. In fünf weiteren Regionen habe es Drohnenangriffe gegeben, erklärte die Luftwaffe. Auch nach Angaben des Bürgermeisters der ukrainischen Hauptstadt, Vitali Klitschko, waren Luftabwehrsysteme im Einsatz.

Ukrainische Angriffe in Russland

In der russischen Stadt Kursk wurden unterdessen mindestens 13 Menschen durch Trümmer einer abgeschossenen ukrainischen Rakete verletzt, zwei von ihnen befänden sich in ernstem Zustand. Trümmerteile einer abgeschossenen ukrainischen Rakete seien auf das Gebäude gefallen und hätten einen Brand ausgelöst, berichtete die russische Staatsagentur Tass unter Berufung auf den geschäftsführenden Gouverneur der Region, Alexej Smirnow.

Sorge um AKW Kursk

Das Kernkraftwerk Kursk arbeitet indes nach Angaben des staatlichen russischen Atomenergiekonzerns Rosatom normal. Man habe aber beschlossen, die Anzahl der Arbeiter beim Bau einer neuen Anlage in der Region wegen des Ausnahmezustandes zu reduzieren. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge sprach Rosatom-Chef Alexej Lichatschew am Telefon mit dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Grossi, über die Lage in dem AKW in der Grenzregion zur Ukraine.

Als Reaktion auf den seit fünf Tagen anhaltenden Vorstoß der ukrainischen Armee in der westrussischen Grenzregion Kursk waren in der Ukraine mögliche russische Luftangriffe befürchtet worden. Seit dem Beginn ihres Vorstoßes am Dienstag drang die ukrainische Armee in der Region Kursk unabhängigen Beobachtern zufolge offensichtlich mehrere Dutzend Kilometer weit vor.

"Krieg in die Ukraine verlagern"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich am Samstagabend in seiner abendlichen Ansprache erstmals zu der Offensive und sagte, Kiew versuche, den Krieg nach Russland zu "verlagern".