Politik/Ausland

Schüsse am Golfplatz: Was über das versuchte Attentat auf Trump bekannt ist

Zum zweiten Mal binnen zwei Monaten hat es einen Attentatsversuch auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gegeben - diesmal auf einem seiner Golfplätze in Florida. Trump blieb anders als vor acht Wochen in Butler/Pennsylvania unverletzt

Der Secret Service schlug den mit einem halbautomatischen Schnellfeuergewehr bewaffneten Tatverdächtigen (58) mit Schüssen in die Flucht. Er konnte später verhaftet werden. 

Was man über den Zwischenfall, der in den USA erneut Entsetzen und Schuldzuweisungen ausgelöst hat, bisher weiß und was noch nicht - hier ein Überblick:

Was ist passiert?

Nach vorläufigem Ermittlungsstand von Polizei und FBI gelang es dem Täter durch Büsche und Baumreihen an den Zaun des Golf-Ressorts zu gelangen, während Trump dort zusammen mit dem reichen Parteispender Steve Witkof gegen 13.30 Uhr Ortszeit eine Partie spielte und sich zwischen Loch 5 und 7 am östlichen Rand des großflächigen Areals aufhielt.

Ein Secret Service-Agent, der als Vorhut das Terrain erkundete, erspähte eine durch den Zaun ragende Gewehrmündung und eröffnete umgehend das Feuer, ohne jedoch zu treffen. Trump und seine Begleiter wurden umgehend zu Boden gebracht und kurz darauf unverletzt mit einem Golf-Cart weggefahren. 

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Keine Schüsse abgefeuert

Der Täter selbst, der sich laut Secret Service zwischen 270 und 450 Meter von Trump entfernt befand, feuerte nach bisherigem Stand der Untersuchungen keine Schüsse ab. Das bestätigte auch der zuständige Sheriff von Palm Beach County, Ric Bradshaw, dem US-Sender Fox News. Dies habe daran gelegen, dass der Secret Service so prompt gehandelt habe, erklärte Bradshaw und attestierte den Personenschützern "fantastisches Vorgehen". Trump machte unterdessen die Rhetorik der Demokraten für den mutmaßlichen Attentatsversuch verantwortlich. Einige Medien berichteten zuvor, es habe mehrere Schüsse in Richtung Trump gegeben.

Der Täter floh, was von einem Zeugen an der Straße vor dem Golfplatz bemerkt wurde, in einem schwarzen Fahrzeug der Marke Nissan. Der Zeuge fotografierte Auto und Nummernschild. So gelang nach Angaben des zuständigen Sheriffs Ric Bradshaw die schnelle Identifizierung des Autos, das wenig später rund 65 Kilometer entfernt in Martin County an der Interstate-Autobahn I 95 gestoppt wurde. Der Täter ergab sich widerstandslos und wirkte laut Polizei gefasst und ruhig. 

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Vor seiner Flucht hinterließ er die Waffe - ein mit Zielfernrohr ausgestattetes halbautomatisches Schnellfeuergewehr - eine GoPro-Kamera, mit der er mutmaßlich sein Attentat filmen wollte, wie Sheriff Bradshaw sagte, und zwei Taschen, die unter anderem mit Keramikfliesen gefüllt waren.

Über den Waffen-Typ gibt es noch keine abschließende Klarheit. Die Behörden sprachen von einer AK-47. Waffen-Experten sagten dagegen, es habe sich um ein SKS-Gewehr Kaliber 7,62 mm nach russischem Bau-Muster gehandelt, das legal in den USA gekauft werden kann. Dabei handele es sich, selbst bei Benutzung eines Zielfernrohrs, nicht um eine für lange Distanzen geeignete Präzisionswaffe, sagte der Waffen-Fachman N. R. Jenzen-Jones der Washington Post.

Was weiß man über den Tatverdächtigen?

Der von renommierten US-Medien als Ryan Wesley Routh identifizierte Mann stammt aus North Carolina, hat in Hawaii und Orlando/Florida gelebt und war von Beruf Dachdecker. Der 58-Jährige unterstützt ausweislich von Spenden-Bescheinigungen die demokratische Partei. Routh hinterlässt in sozialen Medien einen breiten Fußabdruck. 

Mal wettert er gegen Israels Politik gegenüber den Palästinensern. Mal macht er sich anheischig, für den ukrainischen Abwehrkrieg gegen Russland Kämpfer zu rekrutieren; in Kiew wie in Washington. Insbesondere afghanische Soldaten, die vor den Taliban geflohen waren, wollte er für die Ukraine als Söldner gewinnen. In sozialen Medien bekundete er seine Bereitschaft, für Kiew selbst in den Krieg zu ziehen und zu sterben. Mit dieser Diktion kam er 2023 in einem Bericht der New York Times über Freiwillige in den USA vor, die für die Ukraine die Waffe in die Hand nehmen würden. Nach Informationen des Senders CNN gab es mehrere Verfahren wegen Steuerhinterziehung.

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Routh schrieb, dass er 2016 für Trump gewesen sei, später aber hochgradig enttäuscht war über dessen Präsidentschaft. „Ich kann es nicht erwarten, bis Du weg bist.” Gewalt- oder gar Morddrohungen gegen den Ex-Präsidenten sind allerdings nicht überliefert. Mehrere „social media”-Konten Rouths wurden am Sonntagabend blockiert. Bezirks-Staatsanwalt David Aronberg will bereits heute den nötigen Haftbefehl und einen Antrag auf Haft vor Prozessbeginn stellen.

Wie reagierte Trump?

Umgehend mit Stellungnahmen gegenüber ausgesuchten Journalisten wie Fox-News-Moderator Sean Hannity: „Mir geht es gut. Der Secret Service hat einen tollen Job gemacht. Nichts wird mich aufhalten. Ich werde niemals kapitulieren.” Trump wurde zwei Stunden nach den Ereignissen in sein zehn Minuten entfernt liegendes Privat-Domizil Mar-a-Lago gefahren. Via soziale Medien nutzte er den Attentatsversuch zügig, um Wahlkampfspenden einzutreiben. Eine öffentliche Reaktion von Ehefrau Melania Trump ist bisher nicht bekannt.

Haben die Sicherheitsbehörden erneut versagt?

Durch den Einsatz von Secret Service-Agenten wurde der potenzielle Schütze - anders als am 13. Juli in Butler/Pennsylvania - rechtzeitig identifiziert, auch wenn die Schüsse auf ihn ihr Ziel verfehlten. Dass jedoch an der Peripherie eines Trump-Grundstücks jemand mit einem Schnellfeuergewehr in Stellung gehen kann und erst in letzter Sekunde entdeckt wird, wirft erneut Fragen auf. Tatsache ist, dass das Umfeld des Golfplatzes stärker gesichert worden wäre, wenn Trump nicht Kandidat, sondern Präsident wäre. Das sagte der zuständige Sheriff bei einer Presse-Konferenz.

Reflexhaft leiteten republikanische Funktionäre daraus den Vorwurf an die amtierende Regierung ab, Trump trotz der Erfahrungen mit dem ersten Attentat im Juli nicht den optimalen Schutz zu gewähren. Das Weiße Haus bestreitet das. Am Abend erklärte Präsident Joe Biden, er habe die Anweisung erteilt, dass der Secret Service „über alle erforderlichen Ressourcen, Fähigkeiten und Schutzmaßnahmen verfügt, um die Sicherheit des ehemaligen Präsidenten zu gewährleisten.”

Die zuletzt mehrfach in Verruf geratene Sonder-Einheit Secret Service hatte zuletzt die Forderung nach mehr Schutz für Trump unter anderem aus Personalgründen abgelehnt. Insider im Secret Service sagten gegenüber Medienvertretern, dass Trumps Leidenschaft für Golf „besondere Herausforderungen" darstellte, weil Golf-Plätze in der Regel öffentlich einsehbar seien und oft in der Nähe von Verkehrsadern lägen. Soll heißen: Nur mit weit ausgreifenden Sperrungen des öffentlichen Raums könne das Risiko solcher Attentatsversuche wie am Sonntag gesenkt werden. Das aber sei erstens nicht populär und außerdem immens personal- und kostenintensiv.

Was ist noch ungeklärt?

Ob Ryan Wesley Routh in Richtung Trump geschossen hat, wie dies einzelne Medien behaupten, oder ob nur der Secret Service-Agent von der Waffe Gebrauch gemacht hat, ist bisher weiter offen.

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Welche Reaktionen gibt es?

Das Weiße Haus reagierte ungeachtet der anfangs unklaren Lage sofort. In einer Stellungnahme zeigten sich US-Präsident Joe Biden und Vize-Präsidentin Kamala Harris, die im November gegen Trump bei der Wahl antritt, „erleichtert”, das Trump unversehrt geblieben ist. „Gewalt hat keinen Platz in Amerika”, erklärte die Regierungsspitze. Biden ergänzte später: „Ich lobe die Arbeit des Secret Service und seiner Partner bei den Strafverfolgungsbehörden für ihre Wachsamkeit und ihre Bemühungen, den ehemaligen Präsidenten und die Menschen in seinem Umfeld zu schützen.” 

Eine ähnliche Wortwahl kam auch vom demokratischen Vize-Präsidentschaftskandidaten Tim Walz. Trumps Vize-Aspirant J.D. Vance erklärte, er werde für Trump beten. „Ich bin glücklich, dass Präsident Trump in Sicherheit ist”, schrieb er auf der Kommunikations-Plattform X. Bei einem Gespräch mit ihm, bevor der Zwischenfall öffentlich bekannt wurde, sei Trump „erstaunlicherweise guter Dinge gewesen”. 

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Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer sagte, der Täter „müsse mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden.”