Politik/Ausland

Schottland verabschiedete sich von der Queen – bald auch vom Königreich?

Tränen, aber auch viel politische Symbolik, hingen am Montag beim Trauerzug für Queen Elizabeth II durch die schottische Hauptstadt in der Luft. Tausende säumten die Royal Mile in Edinburgh, als König Charles III ihren Sarg zur

"Letzter König?"

St. Giles Kathedrale begleitete, wo die Schotten Abschied von der Queen nehmen konnten. Ob sie bald auch dem Vereinigten Königreich und womöglich der Monarchie Farewell sagen, ist eine Frage, die auch in diesen Tagen der Trauer gestellt wird.

„Retter der Union oder letzter König von Schottland?“ titelte etwa eine schottische Zeitung mit einem Foto von Charles. Die Regionalregierung von Nicola Sturgeon plant nächstes Jahr ein neues Unabhängigkeitsreferendum. „Die Queen war wesentlicher Teil des Kitts, der die Nation zusammenhielt“, sagte Adam Tomkins, Professor für Recht an der Universität Glasgow der Financial Times. „Dies ist also ein Moment der Schwäche, des Risikos und vielleicht des Wandels“.

Manche fordern im Falle einer Abspaltung Schottlands auch die Abwendung von der Monarchie. So fand die Denkfabrik British Future im Mai, dass nur 45 Prozent der Schotten daran festhalten wollen; 36 Prozent sahen nach der Regentschaft der Queen den richtigen Zeitpunkt für den Wechsel zur Republik. Ein Treffen mit Sturgeon und der Besuch im Parlament in Edinburgh erlaubten King Charles da, Signale für Respekt und Zusammenhalt zu senden.

Schwieriger Weg

Aber sein Marsch bergauf über das Kopfsteinpflaster der Royal Mile konnte auch als Metapher für den schwierigen Weg vor ihm gelesen werden. Die Rekordmonarchin liebte Schottland, und die Schotten sie. Charles muss erst beweisen, dass er in der Schottland-Frage das politische Fingerspitzengefühl seiner Mutter hat.

Am Trauergottesdienst in der Kathedrale nahm auch die neue britische Premierministerin Liz Truss teil. Betont wurde aber, dass sie nicht den König begleite, wohl auch, weil sie, wie Vorgänger Boris Johnson, immer wieder harte Worte für Sturgeon findet. „Nationalisten sind vorsichtig optimistisch, dass Truss so gut wie ein Eimer kalter Kotze ankommen und mehr Schotten zur Abspaltung bewegen wird“, meint das Portal Politico.

Ablehnung aus London

2023 will Sturgeon ein neues Referendum abhalten. London lehnt das ab, weil55 Prozent der Schotten 2014 gegen die Unabhängigkeit votierten. Sturgeon nennt Brexit und den Ärger vieler Schotten über die konservativen Regierungen in London als Gründe für den neuen Anlauf. In einem Monat soll der Oberste Gerichtshof erörtern, ob eine Volksbefragung auch ohne grünes Licht aus London möglich