Politik/Ausland

Afghanistan: Taliban-Kämpfer torpedieren US-Friedensabkommen

Erst am Wochenende hatten die USA in Doha mit den radikal-islamistischen Taliban-Kämpfern in Afghanistan ein Friedensabkommen unterschrieben. Es sollte den Weg zu einem Frieden und dem Abzug der US-Truppen aus dem Land am Hindukusch führen. Doch die Friedenshoffnung verpuffte rasch wieder: In der Nacht auf Mittwoch  griffen islamistische Kämpfer Armeeposten und Polizeiwachen an und töteten mindestens 20 Soldaten und Polizisten.

Trumps Telefonat

Wenige Stunden zuvor hatte US-Präsident Donald Trump noch mit dem politischen Führer der Taliban, Abdul Ghani Baradar telefoniert. Danach schwärmte der Amerikaner von einem „sehr guten Verhältnis“ zu dem Mullah und einem „sehr guten Gespräch“ gesprochen. Trump versicherte, die Islamisten wollten „die Gewalt einstellen“.

Der Vergeltungsschlag nach der Attacke am Mittwoch erfolgte rasch: Die US-Armee flog einen Luftangriff auf Talibankämpfe in der Provinz Helmand. Er habe Talibankämpfern gegolten, die einen Kontrollpunkt der afghanischen Armee angegriffen hätten, erklärte US-Armeesprecher Sonny Leggett. Es habe sich um einen „defensiven Angriff“ gehandelt, um die Talibanattacke zu beenden. Leggett rief die Islamisten auf, ihre „unnötigen Angriffe“ zu stoppen und sich an ihre Verpflichtungen gemäß dem Abkommen mit den USA zu halten.

Chance auf Frieden verspielen

Dem US-Armeesprecher zufolgte hatten die Aufständischen allein am Dienstag schon 43 Angriffe auf Kontrollpunkte in Helmand. Leggett sagte, die Taliban scheinen den Wunsch der Bevölkerung nach Frieden zu ignorieren. Sie wollten offenbar die durch das Abkommen eröffnete Chance auf Frieden „vergeuden“.

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Das Abkommen sieht vor, dass die USA ihre Truppenstärke in Afghanistan zunächst reduzieren. Binnen 14 Monaten sollen dann alle US-Soldaten und ihre NATO-Verbündeten abziehen. Im Gegenzug sollen die Taliban Garantien dafür abgeben, dass sie Al-Kaida und die Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) bekämpfen sowie Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in Kabul beginnen.

Friedensgespräche gefährdet

Am Montag hatten die Taliban bereits eine Teil-Waffenruhe mit den afghanischen Streitkräften aufgekündigt. Anschließend griffen sie Dutzende Militärstützpunkte an. Der eigentlich für kommenden Dienstag geplante Auftakt der Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung ist dadurch zunehmend infrage gestellt.

Das Friedensabkommen von Doha sieht auch einen Austausch von 5.000 gefangenen Taliban-Kämpfern gegen 1.000 Gefangene der Islamisten vor. Die Taliban sehen diesen Gefangenenaustausch als eine Vorbedingung für Gespräche. Der afghanische Präsident Ashraf Ghani lehnt dagegen jeglichen Gefangenenaustausch vor einem Beginn der Verhandlungen ab.