Politik/Ausland

Jetzt auch die ORF-Bürochefin: Russland wirft Carola Schneider aus dem Land

Seit 2011 war Carola Schneider mit Unterbrechungen in Moskau, jetzt muss sie das Land verlassen: Das russische Außenministerium hat der Leiterin des ORF-Korrespondentenbüros in Moskau am Mittwoch die Akkreditierung entzogen. Sie draf nicht mehr berichten, muss zeitnah das Land verlassen. 

Damit sind nach der Ausweisung von Maria Knips-Witting vor etwas mehr als zwei Wochen keine ORF-Journalisten mehr in Russlandvertreten. Der ORF sieht in einer Aussendung einen "Willkürakt gegenüber unabhängiger Berichterstattung" gegeben, das österreichische Außenministeriumnennt den Schritt "präzedenzlos" und verurteilt ihn als "ungerechtfertigt und inakzeptabel". Der Geschäftsträger der Botschaft der Russischen Föderation sei bereits ins Außenministerium zitiert worden, wo ihm der Protest über diesen Schritt unmissverständlich kommuniziert werde.

Die gebürtige Vorarlbergerin leitete bereits von 2011 bis 2021 und seit Herbst erneut das ORF-Büro in Moskau. "Der ORF nimmt die Entscheidung Russlands zur Kenntnis, kann diese jedoch überhaupt nicht nachvollziehen", heißt es vonseiten des öffentlich-rechtlichen Medienhauses. Schneider habe seit vielen Jahren "höchstkompetent" aus Moskau berichtet und stets alle Gesetze eingehalten. Sie werde nun - wie auch Knips-Witting - vorerst aus der Auslandsredaktion in Wien "in gewohnter Qualität" über Russland berichten. Derweil bemüht sich der ORF um neue Akkreditierungen.

Der Schritt kommt nur einen Tag nachdem die Behörden den ORF von Russland aus unerreichbar gemacht hatten. Weil die EU vier russische Propagandamedien verboten hat, hat Moskau am Dienstag den Zugang zu 81 Medien aus der EU gesperrt, darunter auch der ORF und oe24

Am Mittwoch begann zudem der Prozess gegen den Journalisten Evan Gershkovich von der US-Tageszeitung Wall Street Journal, der wegen angeblicher Spionage seit 15 Monaten in Haft sitzt.

In Russland sind viele Medien, die kritisch über die Politik von Kremlchef Wladimir Putin berichten sowie Tausende Webseiten im Internet blockiert. Sie sind - wie auch die gesperrten europäischen Medien - nur mit Hilfe eines VPN-Servers erreichbar, also über eine Netzwerkverbindung, die von außen nicht einsehbar ist und mit der Nutzer virtuell ihren Standort ändern können. Viele Journalisten sitzen in Russland wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee in Haft.