Oppositionelle Tichanowskaja: Belarus braucht Russland
„Uns verbinden Handelsbeziehungen, und gegenwärtig können wir uns nicht von Russland abwenden. Das wird immer unser Nachbar bleiben, und wir müssen ein gutes Verhältnis haben“, sagte Tichanowskaja am Mittwoch bei einem Wirtschaftsforum in der südpolnischen Stadt Karpacz.
Man sei sich darüber bewusst, dass der Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, Russland um Hilfe beim Vorgehen gegen die Protestbewegung gebeten habe. „Das waren Polizeikräfte, das war eine Intervention“, sagte Tichanowskaja. Diese Hilfe sei aber gar nicht nötig gewesen, da die Proteste friedlich gewesen seien.
Der weißrussische Staatschef Alexander Lukaschenko hatte sich nach der Präsidentenwahl vor einem Monat mit mehr als 80 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen. Die Opposition hält dagegen die 37-jährige Tichanowskaja für die wahre Gewinnerin. Die Abstimmung steht international als grob gefälscht in der Kritik. Seit dem 9. August gibt es täglich Proteste, bei denen die Sicherheitskräfte teilweise brutal vorgingen.
Souveränität von Belarus
Tichanowskaja sagte weiter, sie bitte jedes Land, „darunter auch Russland“, die Souveränität von Belarus zu achten. Sie wies daraufhin, dass die Amtszeit von Lukaschenko am 5. November ende. Nach diesem Datum habe Lukaschenko keine Legitimation mehr für das Amt des Staatsoberhauptes. Es hänge von jedem einzelnen Land ab, wie es danach mit ihm umgehen wolle.
Die Oppositionspolitikerin war zuvor in Warschau mit Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki zusammengetroffen. Tichanowskaja lebt inzwischen im Exil im benachbarten EU-Land Litauen. Sie war unter Druck der Behörden dorthin ausgereist.