Waffenhilfe unter Freunden: Was Nordkoreas Kim für Putins Krieg liefern will
Von Konrad Kramar
Flugzeuge meidet Kim Jong-un bekanntlich und nützt daher für seine ohnehin raren Auslandsreisen grundsätzlich den privaten Luxuszug. Um also dem Diktator des traditionell eng verbündeten Nordkorea keine allzu mühsame Reise zuzumuten, kommt ihm Wladimir Putin entgegen. In Wladiwostok an der Pazifikküste hat man nach Informationen der US-Regierung ein Treffen vereinbart, am Rande eines internationalen Wirtschaftsforums.
Waffen für den Stellungskrieg
Dass der russische Präsident seinem Gast also wörtlich entgegenkommt, hat handfeste Gründe. Kim soll dem in einem verlustreichen Stellungskrieg in der Ukraine feststeckenden Russen großzügige Waffenhilfe versprochen haben.
Militärisch hat das eigentlich bettelarme Nordkorea einiges zu bieten. Die außenpolitisch völlig isolierte Diktatur besitzt die immerhin viertgrößte Armee der Welt mit rund 1,4 Millionen Mann unter Waffen. Und diese Waffen sind zwar zum Großteil nicht gerade das modernste Gerät, aber sie könnten den Russen gerade jetzt sehr gelegen kommen. Die monatelangen Artillerieduelle im Osten und Südosten der Ukraine drohen früher oder später sogar die riesigen Arsenale Russlands zu leeren.
Tausende Raketenwerfer
Nordkorea hat genau davon riesige Bestände. Nach Schätzungen westlicher Militärexperten gibt es alleine 5.500 Raketenwerfer, also Artilleriesysteme, mit denen man gegnerische Truppen auch aus größerer Entfernung bekämpfen kann. Nordkorea produziert diese Waffen nach sowjetischem Vorbild seit Jahrzehnten selbst ebenso die dazugehörigen Raketen. Entsprechend groß ist das Arsenal, das exakt den Modellen entspricht, mit denen auch die russische Armee kämpft.
Lebensmittel und Rohstoffe
Ebenfalls aus eigener Produktion hat man Artilleriegranaten im Angebot. Schon vor einem Jahr berichteten westliche Geheimdienste, dass sich Moskau zumindest um eine Lieferung bemüht habe. Beim jetzt anberaumten Treffen wollen beide Seiten diese Lieferungen offensichtlich offiziell machen.
Im Gegenzug könnte Russland dringend benötigte Lebensmittel und Rohstoffe nach Nordkorea liefern. Das Land leidet chronisch an Energieknappheit, könnte also russisches Erdöl und Erdgas dringend gebrauchen. Den spärlichen Informationen zufolge, die aus dem isolierten Staat nach außen dringen, hat die Bevölkerung Nordkoreas heuer erneut eine verheerende Hungersnot erlebt.
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8000 Kilometer
Diktator Kim Jong-un hält das von seinen militärischen Großmacht-Ambitionen nicht ab. Rund ein Viertel des jährlichen Budgets wird in Rüstung investiert. Neben konventionellen Waffen setzt man vor allem auf Atomsprengköpfe und die dazugehörigen Raketen, die diese inzwischen bis zu 8.000 Kilometer transportieren können. Obwohl man erst seit den 1990ern an Atomwaffen arbeitet, verfügt das Land inzwischen über geschätzte 45 atomare Sprengköpfe.